1. Juli 2025

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China entwickelt Infrarot-Kontaktlinsen: Ein Schritt zur totalen Überwachung?

 

Neuartige, in China entwickelte Kontaktlinsen ermöglichen es Menschen, infrarotes Licht zu sehen. Und das sogar bei geschlossenen Augen. Eine Entwicklung, die auf medizinischer Ebene Potential besitzt – aber auch staatlichen Akteuren neue Möglichkeiten eröffnet. Es ergeben sich neue Optionen für die Überwachung von Bürgern.

Ein Forschungsteam der University of Science and Technology of China (USTC) hat nach eigenen Angaben eine technologische Weltneuheit realisiert: Kontaktlinsen, mit denen Menschen infrarotes Licht sehen können – sogar mit geschlossenen Augen. Die Entdeckung wurde am 22. Mai 2025 in der renommierten Fachzeitschrift Cell veröffentlicht und sorgt seither weltweit für Aufsehen – und Fragen.

Im Zentrum der Entwicklung steht ein sogenannter „Upconversion“-Effekt, der es ermöglicht, für den Menschen normalerweise unsichtbares nahes Infrarotlicht (NIR, 800–1600 nm) in sichtbares Licht (400–700 nm) umzuwandeln. Möglich wird dies durch in die Kontaktlinsen eingebettete Nanopartikel, die wie winzige Energie-Übersetzer funktionieren: Sie absorbieren die infrarote Strahlung und emittieren sie in Form sichtbarer Farben (RGB).

Das System funktioniert sogar mit drei Wellenlängen gleichzeitig – rot (1532 nm), grün (808 nm) und blau (980 nm) – und erlaubt damit erstmals ein echtes „Farberkennen“ im Infrarotspektrum. Die Testpersonen konnten auf diese Weise gezielt Infrarot-Signale erkennen – auch bei geschlossenen Augen. Denn NIR durchdringt das Augenlid weitaus besser als sichtbares Licht. Die Forscher sprechen von einer neuen Form der „nicht-invasiven Supervision“.

Neben Experimenten an menschlichen Freiwilligen, die auf codierte LED-Signale reagierten, wurde die Technologie auch an Mäusen getestet. Dabei injizierten die Forscher Nanopartikel direkt in die Netzhaut. Das Ergebnis: Die Tiere zeigten messbare Reaktionen auf Infrarotlicht. Allerdings gibt es Einschränkungen: Die Wahrnehmung beschränkt sich bislang auf künstlich erzeugte IR-Quellen (z. B. LED-Signale) und erlaubt keine echte „Wärmebildsicht“, wie man sie von militärischen Nachtsichtgeräten kennt. Auch die Bildauflösung ist stark begrenzt, da das Licht nahe der Retina gestreut wird.

Obwohl sich die Technologie noch im Prototyp-Stadium befindet, lassen ihre potenziellen Anwendungen aufhorchen: Militäreinsätze, Überwachung, Polizeiarbeit, Rettungseinsätze, sogar die Kommunikation mittels unsichtbarer Lichtsignale. Bereits jetzt spekulieren internationale Sicherheitsexperten darüber, wie viele Jahre es dauert, bis solche Linsen in geheimdienstlichen oder militärischen Operationen zum Einsatz kommen.

Gerade in einem Staat wie der Volksrepublik China, der bereits auf flächendeckende Gesichtserkennung, Sozialkreditsystem und lückenlose Überwachung setzt, könnte diese Technologie die staatliche Kontrolle über die Bevölkerung ausweiten. Aber auch in den westlichen Staaten besteht ein nicht zu unterschätzendes Missbrauchspotential durch den Sicherheitsapparat. Was kommt da noch auf uns zu?

 

China entwickelt Infrarot-Kontaktlinsen: Ein Schritt zur totalen Überwachung?