Meldungen zufolge setzt das Weiße Haus nach der wahrscheinlich weitestgehenden Zerstörung der iranischen Atomanlagen auf eine neue Strategie. Ein ziviles Atomprogramm ohne Anreicherungsanlagen zur Energieproduktion soll entstehen. Geht diese Strategie auf?
Nach der Peitsche soll das Zuckerbrot kommen. Anders ausgedrückt: nachdem die US-Bunkerbrecher-Bomben wohl großen Schaden bei den iranischen Atomanlagen angerichtet haben, bietet Washington dem Mullah-Regime laut US-Medienberichten einen Ausweg aus der komplizierten Lage an. Demnach sei wegen der Zerstörungen gar kein neues Atomabkommen nötig. Vielmehr stehen nun die Unterstützung eines zivilen Atomprogramms und die Aufhebung von Sanktionen zur Debatte.
“Die Trump-Regierung hat diskutiert, dem Iran möglicherweise Zugang zu bis zu 30 Milliarden Dollar zu gewähren, um ein ziviles, energieproduzierendes Atomprogramm aufzubauen, Sanktionen zu lockern und Milliarden von Dollar an eingefrorenen iranischen Geldern freizugeben – all das als Teil eines intensivierten Versuchs, Teheran wieder an den Verhandlungstisch zu bringen, sagten vier mit der Angelegenheit vertraute Quellen”, so CNN.
“Schlüsselakteure aus den USA und dem Nahen Osten haben hinter den Kulissen mit den Iranern gesprochen, selbst inmitten der Flut von Militärschlägen in Iran und Israel in den letzten zwei Wochen, sagten die Quellen”, heißt es in dem Bericht weiter. “Diese Gespräche wurden diese Woche nach einem Waffenstillstandsabkommen fortgesetzt, sagten die Quellen.”
Eine unverhandelbare Bedingung dafür sei die Einstellung jeglicher Urananreicherung. Denn für den Betrieb von Atomkraftwerken reicht ein auf 5 Prozent angereichertes Uran – 60 Prozent und mehr sind dafür unnötig. Mehr noch zeigt dies, dass das Mullah-Regime trotz der Fatwa von Ayatollah Khamenei (wonach Atombomben “unislamisch” seien) auf den Bau nuklearer Waffen setzte. Sollte Teheran ein solches Angebot aus Washington wegen der “nationalen Souveränität” ablehnen, wäre unmissverständlich klar, dass eine rein friedliche Nutzung des Atomprogamms gar nicht vorgesehen ist.
Allerdings gilt es zu bedenken, dass die völlige Zerstörung der iranischen Atomanlagen und ein komplettes Ende des aktuellen Atomprogramms zuerst bestätigt werden muss. Das Weiße Haus mag dies zwar behaupten, doch innerhalb der Geheimdienst-Community gibt es offensichtlich massive Bedenken.
Auf geopolitischer Ebene wäre dies jedoch ein diplomatischer Coup, der Donald Trump als “Deal Maker” bestätigen würde. Zuerst die Atomanlagen zur Urananreicherung zerstören, dann finanzielle und technische Hilfe in Sachen ziviles Atomprogramm, sowie Sanktionserleichterungen anbieten und so die Spannungen im Nahen Osten reduzieren – eine Strategie, die fast nur Gewinner kennt. Die einzige Frage die sich stellt, ist, wie es mit den Sicherheitsgarantien für Israel bestellt ist. So lange Teheran Terrorgruppen unterstützt, die den jüdischen Staat angreifen, wird Tel Aviv nichts unversucht lassen, um diese Bedrohung der nationalen Sicherheit auszuschalten.
Ob der Iran das Angebot Washingtons als Rettungsanker oder als Danaergeschenk betrachtet, bleibt abzuwarten. Klar ist nur: Ein Scheitern dieses letzten großen Deals könnte den Nahen Osten in eine neue Phase der Unsicherheit stürzen.