19. Juni 2025

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Blanker Horror: Diese Gruppe treibt Kinder und Jugendliche online in den Selbstmord

 

In Hamburg hat die Polizei einen 20-jährigen Mann festgenommen, der unter dem Pseudonym „White Tiger“ als Mitglied der internationalen Internet-Gruppierung „764“ agiert haben soll. Die Vorwürfe sind erschütternd: Mord, versuchter Mord, sexueller Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung – alles begangen im digitalen Raum.

Die Community „764“, die 2021 von einem damals 15-jährigen US-Amerikaner gegründet wurde, der angeblich in der Schule gemobbt wurde, operiert weltweit vor allem über Plattformen wie Discord und Telegram, aber auch in bei Kindern und Jugendlichen beliebten Spielen wie Minecraft oder Roblox. US-Behörden stufen sie als terroristische Vereinigung ein.

Die Täter suchen gezielt labile Kinder und Jugendliche in sozialen Netzwerken, Gaming-Plattformen und sogar Suizidforen. Durch sogenanntes Cybergrooming – das Vortäuschen von Zuneigung und Vertrauen – locken sie ihre Opfer in eine Falle. Was folgt, ist ein perfides System aus Erpressung, Demütigung und Gewalt: Kinder werden unter Druck gesetzt, sich selbst zu verletzen, sexuelle Handlungen vor laufender Kamera auszuführen oder ihre Haustiere zu foltern und zu töten. Besonders vulnerable Opfer werden in den Selbstmord getrieben. “764” (benannt nach der Postleitzahl des Wohnorts des Gründers) soll Teil eines größeren Netzwerks sein, in dem sich Satanisten und angeblich auch Rechtsextremisten tummeln sollen.

20-Jähriger aus Hamburg trieb offenbar 13-Jährigen in den Suizid

Durch diesen sadistischen Wahnsinn kam unter anderem ein 13-jähriger US-Amerikaner zu Tode – und tatverdächtig ist ein 20-Jähriger aus Hamburg, der als online “White Tiger” auftrat. Der Hinweis an die deutschen Behörden kam aus den USA: „Als uns das FBI im Februar 2023 mit der Ausführung eines vermeintlichen Selbstmords eines US-amerikanischen Teenagers (13) kontaktierte, haben wir in einen Abgrund geschaut, den wir zuvor noch nicht gesehen haben“, zitiert das Hamburger Abendblatt Jan Hieber, den Leiter des Landeskriminalamts. Er sprach von einer „teuflischen Vorgehensweise.“ Der Tod des 13-Jährigen wurde nicht als Selbstmord, sondern als Mord eingestuft.

Das Schlimmste: Es handelt sich nicht um einen Einzelfall. In einem weiteren Fall drängten Täter ein Mädchen in einem Livestream, sich ein Messer vaginal einzuführen. Andere Opfer mussten sich die Namen der Täter in die Haut schneiden oder mit ihrem eigenen Blut Spiele wie „Tic-Tac-Toe“ spielen. Diese an Folter- und Snuff-Filme erinnernden Aufnahmen werden anschließend weiterverbreitet. Die Ermittler sprechen von einem „Überbietungswettbewerb“ um die grausamsten Inhalte. Die Opfer werden zudem unter Druck gesetzt, weitere Opfer für die Täter zu suchen.

Die Sonderkommission „Mantacore“ (benannt nach dem weißen Tiger von Siegfried und Roy) des Landeskriminalamts Hamburg hat im Rahmen der Ermittlungen Hunderttausende Bilder und Videos ausgewertet, darunter 85.000 kinderpornografische Dateien mit einer Gesamtabspieldauer von zwei Wochen. Diese zeigen selbstverletzendes Verhalten, “Cybervergewaltigungen”, sexuellen Missbrauch von Kindern und Babys und auch Suizide.

Polizeipräsident spricht von unvorstellbaren Abgründen sexuell motivierter Gewalt

Dem Hamburger Beschuldigten, der offenbar schon seit seinem 16. Lebensjahr aktiv war, werden 123 Taten zur Last gelegt, darunter auch die Anstiftung zum Selbstmord. Außerdem übte er Druck auf Opfer aus, sodass diese sich selbst verletzten und sexuelle Handlungen an sich vornahmen. Er soll online gezielt nach labilen Kindern und Jugendlichen gesucht haben. Er selbst verlasse den Berichten nach kaum sein Elternhaus und gehe auch keiner Arbeit nach.

Acht Opfer sind bislang konkret bekannt, darunter zwei aus Hamburg. „Es betrifft einen Mord an einem 13-Jährigen US-Bürger sowie einen versuchten Mord an einer 14-jährigen Kanadierin“, so Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich. Der Haftbefehl gegen den 20-Jährigen wurde am 17. Juni vollstreckt. Der Polizeipräsident sprach von „Abgründen fast unvorstellbarer sexueller motivierter Gewalt“ – ein solches Maß an Verrohung sei ihm noch nicht begegnet.

Der Verdächtige leugnet die Taten bislang. Es gebe wohl etliche weitere Ermittlungsansätze, möglicherweise auch gegen weitere Beschuldigte.

Eltern sollte dies erneut ins Gedächtnis rufen, wie gefährlich der digitale Raum für Kinder und Jugendliche sein kann.

 

Blanker Horror: Diese Gruppe treibt Kinder und Jugendliche online in den Selbstmord