Das Weltwirtschaftsforum (WEF) veranstaltet vom 24. bis 26. Juni 2024 sein 16. Jahrestreffen der Neuen Champions (Annual Meeting of the New Champions, AMNC), auch bekannt als „Sommer-Davos“, in Tianjin, China. Das Programm ist nun online verfügbar – und es liest sich wie ein Fahrplan für die technokratische Zukunft: Transhumanismus, künstliche Intelligenz, programmierbare Zentralbankwährungen (CBDCs) und die One-Health-Agenda stehen im Zentrum.
Schlüsselthemen: Der technokratische Umbau der Gesellschaft
An drei Tagen finden Panels zu fünf Hauptthemen statt:
- Ausblick auf China
- Investitionen in Mensch und Planet
- Neue Energie und Materialien
- Disruption ganzer Industrien
- Entschlüsselung der Weltwirtschaft
Keine Spur von Klaus Schwab – aber bekannte Akteure kehren zurück
Klaus Schwab, Gründer des WEF, tritt laut Programm nicht in Erscheinung – nach seinem Rückzug als Vorstandsvorsitzender im April. Stattdessen wird WEF-Präsident Børge Brende u. a. an der Diskussionsrunde „Trade: Trends and Endgames“ teilnehmen.
Auch Jeremy Jurgens, Geschäftsführer des WEF, ist wieder dabei. Er war bereits 2023 in Davos mit seiner düsteren Cyber-Prognose aufgefallen:
„93 % der Cyber- und 86 % der Geschäftsführungskräfte erwarten ein katastrophales Cyber-Ereignis innerhalb von zwei Jahren – ausgelöst durch geopolitische Instabilität.“
CBDCs als Mittel der Kontrolle – Bo Li vom IWF im Fokus
Bo Li, stellvertretender IWF-Direktor und ehemaliger Vizegouverneur der chinesischen Zentralbank, wird auf dem Panel „Safeguarding Growth Engines“ sprechen. Bereits 2022 erklärte er offen:
„CBDCs können so programmiert werden, dass sie nur bestimmten Menschen zustehen und für bestimmte Zwecke eingesetzt werden dürfen – z. B. für Lebensmittelmarken oder Sozialleistungen.“
Er lobte ausdrücklich das chinesische Sozialkreditsystem als Vorbild. Die Gefahr: ein digital gesteuertes Wirtschaftssystem mit Verhaltenskontrolle in Echtzeit.
Natur besteuern: Wasserpreise und CO₂-Steuern als globale Vorlage
Gim Huay Neo, WEF-Direktorin, stellte 2023 bereits die Forderung auf, Naturwerte in Bilanzen zu integrieren:
„Warum nicht auch Wasser bepreisen, wie CO₂?“
„Derzeit decken CO₂-Preise nur 25 % der globalen Emissionen ab – wir müssen auf 100 % skalieren.“
Neurotechnologie: Mensch-Maschine-Verschmelzung als Lösung?
Auf dem Panel „Is Neurotechnology Redefining Wellbeing?“ geht es um die Chancen von Hirn-Computer-Schnittstellen (BCI) bei psychischen Erkrankungen. Auch das Panel „Unlocking the Brain Economy“ zielt auf das Potenzial neurotechnologischer Lösungen für alternde Gesellschaften. Ziel: Steigerung von Produktivität, Anpassungsfähigkeit – und kognitiver „Resilienz“.
Weitere Schlüsselthemen des Sommer-Davos:
One Health – Verschmelzung von Umwelt, Tier und Mensch
Mit Blick auf Krankheiten, die durch Insekten übertragen werden und laut Prognosen bis 2050 weitere 500 Millionen Menschen betreffen könnten, forciert das WEF den systemischen „One-Health“-Ansatz: Gesundheitspolitik verknüpft mit Klimastrategie.
„Nature: A $10 Trillion Opportunity“
Biodiversitätsschutz soll in rentable Geschäftsmodelle überführt werden. Naturbasierte Lösungen sollen bis 2030 10 Billionen USD jährlich an Wachstumspotenzial generieren – mit Einbindung von Finanzinstitutionen und Investoren.
Rise of the Machines – Soziale Roboter und autonome Agenten
Panels wie „Social Robots and I“ oder „Building an Agentic Economy“ propagieren die Integration sozialer Roboter in Klassenzimmer, Gesundheitswesen und Modeindustrie.
Digitale KI-Agenten sollen künftig ganze Unternehmensbereiche autonom leiten, Entscheidungen treffen und Aufgaben vollautomatisch ausführen.
„Who Trusts the Machines?“
Ein Panel zur globalen Akzeptanz von KI: Während 72 % der Chinesen künstlicher Intelligenz vertrauen, liegt der Wert in den USA nur bei 32 %. Themen sind Akzeptanz von autonomen Fahrzeugen und das Vertrauen in Maschinenethik.
Fazit: Der technokratische Paradigmenwechsel in greifbarer Nähe
Die Agenda des Sommer-Davos 2024 ist mehr als ein wirtschaftspolitisches Treffen – es ist ein globales Schaufenster für die technokratischen Umgestaltungspläne von Gesellschaft, Ökonomie und menschlicher Existenz:
- Transhumanismus: Verschmelzung von Mensch und Maschine durch BCI
- One Health: Integration von Klimapolitik, Tiermedizin und Pandemievorsorge
- Digitale Kontrolle: CBDCs, Sozialkredit-Modelle und gezielte Subventionen
- Naturbesteuerung: Monetarisierung von Wasser, CO₂, Boden und Biodiversität
- KI-Herrschaft: Digitale Agenten ersetzen menschliche Entscheidungsprozesse
Viele dieser Themen klingen futuristisch – doch sie werden in Tianjin konkret verhandelt, strategisch geplant und politisch vorbereitet. Zwischen Panels, Pilotprojekten und PowerPoint-Folien entstehen dort möglicherweise die Konturen einer neuen Weltordnung – gelenkt durch Algorithmen, Finanzmodelle und global nicht legitimierte Gremien.
Ob die Menschheit dadurch in eine bessere oder eine kontrollierte Zukunft geführt wird, bleibt offen. Doch der Pfad dorthin wird nicht mehr hinter verschlossenen Türen, sondern öffentlich und systematisch ausgelegt.
Bleiben Sie dran, wenn vom 24. bis 26. Juni die WEF-Jahrestagung der Neuen Champions live stattfindet. Alle öffentlich zugänglichen Sitzungen können hier eingesehen werden.
WEF-Sommer-Davos in China 2025: Transhumanismus, KI-Agenten und One-Health-Agenda im Fokus