16. November 2025

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Wird Bremerhaven jetzt zum 1,35 Milliarden Euro teuren Militärhafen?

 

Die Freude über die Investitionen des Bundes in den Hafen in Bremerhaven ist vielerorts groß. Was passiert nun mit dem Geld? Und warum fließt es nicht in den Hamburger Hafen?

Der Bund investiert 1,35 Milliarden Euro in den Hafen in Bremerhaven. Mit dem Geld soll dieser ausgebaut werden, ausdrücklich auch mit Blick auf seine militärisch-strategische Funktion. Schon in der Vergangenheit war Bremerhaven Drehscheibe für die Nato und diese Rolle wird der Standort auch in Zukunft spielen, möglicherweise sogar verstärkt. Im Land Bremen und auch in Bremerhaven wird der Schritt begrüßt, denn es kommt dem Hafen insgesamt zugute.

1,35 Milliarden Euro sind viel Geld – warum kommt diese Summe jetzt?

In der Tat, das ist mehr als der gesamte Jahresetat der Stadt Bremerhaven. Die Mittel sollen in die Infra- und Suprastruktur des Hafens investiert werden. Dadurch soll Bremerhaven zu einem „maritimen Logistik-Hub“ werden, also ausgebaut, „um den wachsenden Anforderungen der Nato und des Operationsplans Deutschland der Bundeswehr gerecht zu werden“ – so eine Mitteilung des Senats.

Der Operationsplan Deutschland ist der Plan, den die Bundeswehr nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 ausgearbeitet hat. Ziel ist die Verteidigungsfähigkeit zu stärken, es geht auch um Abschreckung. Infra- und Suprastruktur bezeichnet das Hafengelände mit seinen Anlagen und seiner Ausstattung, also Kajen, Bauwerke, Containerbrücken – alles, was im Hafen ist.

Wofür genau soll das Geld verwendet werden?

Der Chef der Hafenbaugesellschaft Bremenports, Robert Howe, hat auf Nachfrage von buten un binnen erklärt, dass es dabei konkret um Arbeiten an der Containerkaje auf drei Kilometern geht, die Drehbrücke muss ersetzt werden, auch der Speckenbütteler Bahnhof ist betroffen, ebenso die Verkehrsanbindung des Hafens. Hinzu kommen weitere Investitionen. Eine Milliarde sei da schnell erreicht, so Howe. Die Projekte sollen nun mit dem Verteidigungsministerium besprochen werden. Howe hebt aber auch hervor, dass der zivile Umschlag profitiert.

Wir alle wünschen uns, dass wir nie in diesen Verteidigungsfall geraten, das ist klar. Gleichwohl ist jede Universalhafennutzung auch für den Verteidigungsfall da. Demzufolge ist es eine „Double-Use-Funktion“, die wir hier haben. Dafür ertüchtigen wir in der geopolitischen Situation, in der wir uns befinden, gerne unsere Häfen.

Bremerports-Geschäftsführer Robert Howe auf einer Pressekonferenz.

Robert Howe, Bremenports-Chef

Deswegen ist die Freude nicht nur bei Bremenports groß, ebenso bei der Handelskammer. Und auch SPD, CDU, FDP, Linke und Grüne begrüßen Investitionen in den Hafen und seine Anlagen ausdrücklich.

Warum investiert der Bund in Bremerhaven und nicht etwa in Hamburg?

Bremerhaven war schon früher die Drehscheibe für den Umschlag der Nato. So wurde zum Beispiel für Übungen an der Nato-Ostflanke in den vergangenen Jahren Material verladen. Dafür gibt es gute Gründe. Bremerhaven hat die Stromkaje, also seetiefes Wasser. In Hamburg müssen Schiffe erst durch die Elbe. Der Fluss wäre theoretisch leichter zu blockieren, als die Zufahrt zum Hafen in Bremerhaven. Außerdem gibt es in Hamburg seit 2023 eine Minderheitsbeteiligung der chinesischen Reederei Cosco.

Kam diese Investition nun überraschend?

Dass etwas im Gespräch ist, hat sich in vergangenen Monaten abgezeichnet. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat für seinen Antrittsbesuch im Land Bremen Anfang Oktober die Stadt Bremerhaven besucht und dort insbesondere den Hafen. Die Seehäfen haben schon lange gefordert, dass der Bund investiert – gerade mit dem Argument ihrer strategisch-militärischen Bedeutung.

Das hat auch der Zentralverband der deutschen Seehäfen (ZDS) immer wieder hervorgehoben und sich nun erfreut gezeigt. Gleichzeitig heißt es vom ZDS, dass es noch nicht reiche. Wenn Deutschland verteidigungsfähig sein wolle, müsse man auch in die anderen Häfen in Nord- und Ostsee investieren – insgesamt drei Milliarden Euro, also nochmal mehr als doppelt so viel wie die nun bekannt gegebene Summe.

Kanzler in Bremerhaven: Merz betont strategische Relevanz des Hafens

 

 

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/nato-militaer-milliarden-hafen-bremerhaven-bremen-100.html