12. September 2025

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Von Überwachung zu Offenbarung: Wie Big-Tech mit KI unsere Religion umschreibt

 

Digitale Bibel oder Überwachungsinstrument?

Wie Palantir und Pray.com den Glauben ins KI-Zeitalter führen

Ein neuer „KI-Bibel“-Kanal verbreitet sich im Netz wie ein Lauffeuer: Hunderttausende Abonnenten auf YouTube, Millionen Follower auf Instagram – und Videos, die biblische Offenbarungen wie Hollywood-Blockbuster inszenieren. Monster, Engel, apokalyptische Feuerstürme – Religion als Fantasy-Spektakel. Für viele junge Zuschauer wirkt das fesselnd. Doch die Frage, die im Raum steht, lautet: Wer zieht die Fäden?

Die Antwort heißt: Pray.com – eine kommerzielle App, die sich als „weltweit führende Plattform für Glauben und Gebet“ vermarktet. Doch Pray.com agiert nicht allein. Im Dezember 2023 ging das Unternehmen eine Partnerschaft mit Palantir Technologies ein – jenem Datenriesen aus dem Silicon Valley, gegründet von Peter Thiel, der seit Jahren eng mit der US-Regierung, dem Verteidigungsministerium und Geheimdiensten kooperiert.

Palantir: Vom „Krieg gegen den Terror“ zur digitalen Bibel

Palantir ist nicht einfach ein Tech-Unternehmen, sondern das Rückgrat vieler westlicher Überwachungsnetzwerke. Ob bei Drohneneinsätzen, Polizeibehörden oder Pandemiedatenbanken – Palantir liefert die Software, mit der Regierungen Menschen in Echtzeit überwachen und Profile erstellen. Dass ausgerechnet dieses Unternehmen nun an der digitalen Neugestaltung religiöser Inhalte beteiligt ist, wirft brisante Fragen auf.

Laut Pressemitteilungen soll Palantir seine KI-gestützte Übersetzungstechnologie einbringen, um biblische Inhalte schneller und billiger in verschiedene Sprachen zu übertragen. Doch damit kontrolliert ein Überwachungskonzern, wie Millionen Menschen weltweit Bibeltexte konsumieren und interpretieren.

Religion als Content – Kritik von Theologen

Während das Publikum die KI-Videos begeistert feiert, äußern Theologen deutliche Skepsis. „Die Videos berauben die Bibel ihrer Kraft, indem sie sie auf einen Actionfilm reduzieren“, warnt Brad East, Professor für Theologie in Texas. Es sei „deprimierend, dass irgendjemand glauben würde, dies sei geistlich bereichernd“.

Auch das Video aus der Sendung Pulse macht deutlich: Es geht nicht nur um neue Medienformate, sondern um eine systematische Neuschreibung des Glaubens. Aus theologischen Streitfragen – etwa zur Entrückung – werden visuelle Effekte, die Glauben mit Fantasie vermischen.

Eine größere Agenda?

Die Partnerschaft von Pray.com und Palantir reiht sich ein in eine breitere Bewegung, die von Autoren wie Yuval Noah Harari oder Denkfabriken des WEF vorangetrieben wird: Religion müsse an das KI-Zeitalter angepasst werden. Parallel veranstaltet Palantir-Mitgründer Peter Thiel Vortragsreihen über den „Antichristen“ – ausverkauft, mit Fokus auf Technologie, Politik und Theologie.

Es entsteht das Bild einer ideologischen Transformation, in der digitale Plattformen Glaubensvorstellungen neu verpacken – nicht als spirituelle Erfahrung, sondern als kontrollierbaren Content.

Fazit: Überwachung trifft Spiritualität

Der Aufstieg der „KI-Bibel“ ist mehr als ein skurriles Internetphänomen. Er zeigt, wie eng sich Big Tech, Überwachungsnetzwerke und religiöse Inhalte bereits verschränken. Palantir – das Unternehmen, das seit Jahren Daten über Bürger, Migration und Kriege auswertet – ist nun auch an der Gestaltung religiöser Narrative beteiligt.

Ob es um Sicherheit, Gesundheit oder Glauben geht: Wer die Algorithmen kontrolliert, kontrolliert die Wirklichkeit. Und wenn es um die Bibel geht, sollte man sich fragen: Wird hier Glauben verbreitet – oder ein neues Machtinstrument installiert?

 

 

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