Das deutsche Schulsystem steht heutzutage für ein niedriges Lern-Niveau, Probleme mit Zuwanderung und politische Indoktrination. Doch immer wieder schaffen es Eltern, mit Protesten dagegenzuhalten.
Das deutsche Schulsystem steckt in einer tiefen Krise. Wer einfache Antworten sucht, wiederholt das Mantra: Es liegt am Geld. Doch die Tatsache, dass inzwischen zwischen 25 und 30 Prozent der Grund- und Sekundarstufenschüler (je nach Studie) die Mindeststandards in Mathematik oder Lesen nicht erreichen, lässt sich nicht mit Budgetfragen erklären. Eine der wichtigsten Ursachen ist die ideologische Überfrachtung der Lehrpläne. Deutlicher gesagt: Schulen wurden systematisch zu Zentren politischer Einflussnahme umgebaut.
Die Unzufriedenheit wächst – auch wenn Elternproteste selten sind. In den 1980er und 90er-Jahren galten Privatschulen, häufig, noch als Schulen für Schüler, die es anderswo nicht schafften – und somit als die schlechtere Option. Heute sind sie für viele Eltern eine willkommene Flucht vor einem zunehmend ideologisch korrumpierten System. Rund zwölf Prozent der Schulen in Deutschland sind privat – und viele von ihnen haben Wartelisten, trotz teils hoher Gebühren. Das Misstrauen gegenüber dem staatlichen Bildungswesen wächst, und aus guten Gründen.
Zwar spielen Sprachbarrieren infolge der Masseneinwanderung eine Rolle. Über 40 Prozent der Schüler haben inzwischen einen Migrationshintergrund, was mit mangelnden Sprachkompetenzen einhergeht. Doch die eigentliche Katastrophe ist, dass – zusätzlich zu diesen Schwierigkeiten – Schulen zu Versuchslaboren für Kulturkämpfer geworden sind. Statt sich der klassischen, liberalen Bildung zu verpflichten, dienen Lehrpläne als Plattform für alle möglichen Mode-Ideologien. Leistung, Fakten und Wissensvermittlung treten in den Hintergrund, Subjektivität und kulturrelativistisches Denken in den Vordergrund.
Seit der Flüchtlingskrise hat sich dieser Trend beschleunigt. Offizielle Studien, wie zum Beispiel eine von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration geförderten Schulbuchstudie von 2015, forderten, Schulbücher unter „diversitätsbewussten“ Gesichtspunkten umzuschreiben, weil sie zu oft „die deutsche Perspektive als Norm“ darstellen.
Kinder sollen dem Westen gegenüber misstrauisch sein
Die Idee eines assimilationistischen Bildungsmodells, das vereinheitlicht statt trennt und das auf der Überzeugung basiert, dass alle Schüler – einschließlich derer mit Migrationshintergrund – von einem liberalen, themenorientierten Lehrplan profitieren, wird seit langem von Multikulti-Lobbyisten abgelehnt. Deutschen Kindern wird beigebracht, die westliche Kultur mit Misstrauen zu betrachten, während die angeblichen Vorteile der Diversität kritiklos hingenommen werden sollen.
Die Folgen sind sichtbar: Viele Schulen tragen inzwischen das Label „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Um es zu bekommen, müssen sich 70 Prozent der Schulgemeinschaft verpflichten, regelmäßig thematische Projekttage gegen Diskriminierung durchzuführen. Die implizite Botschaft: Ohne dieses Siegel stünde die Schule kurz vor einem Rassismus-Skandal. Während die Standards sinken, blüht das „Virtue Signalling“. Zudem wird der Zynismus bei Schülern gefördert, die diese von oben aufgezwungene Moralisierung durchschauen.
Deutlich wird die ideologische Schlagseite auch beim Thema Klimawandel. Eine Recherche der Welt zeigte, dass Lehrbücher wissenschaftliche Fakten verzerren, um Angst vor der Klimakatastrophe zu schüren. Der WDR entwickelte sogar eine AR-App, mit der Schüler im Klassenzimmer „hautnah“ brennende Wälder und Überschwemmungen erleben können. Axel Bojanowski, Wissenschaftsredakteur der Welt, dokumentierte, wie Temperaturkurven manipuliert werden, um den heutigen Klimawandel historisch einmalig erscheinen zu lassen – auch wenn die Datenlage das nicht hergibt. Hier wird kein naturwissenschaftliches Denken gefördert, sondern ein quasi-religiöser Glaube verankert.
Fächer werden zu Trägern politischer Botschaften
Auch der Fremdsprachenunterricht bleibt nicht verschont. Cornelsens Englischbuch für Berufs- und Fachoberschüler „Focus on Success“ (2023) verpackt Ideologie in Grammatikübungen: von Transgender-Familiengeschichten über Flüchtlingszuzug bis zu EU-Propaganda. Schüler üben Satzstrukturen anhand von Lektionen über globale Erwärmung, Vorteile der EU („Die EU und ich“) und Diversitätsvorgaben. In einer Übung (S. 85) sollen sie auf einen Post reagieren: „Ich habe kürzlich herausgefunden, dass meine Mutter (die transgender ist) eigentlich mein Vater ist.“ In einer anderen (S. 101) schreiben sie einen Blogbeitrag über das Leben in einer Gemeinde, in die zehn Flüchtlingsfamilien gezogen sind – inklusive „Gefühlen“ und „Hoffnungen für die Zukunft“.
Das untergräbt den Bildungsauftrag. Statt Werte und Normen über Literatur und kritische Diskussion zu vermitteln, werden Schüler zu emotionaler Selbstbespiegelung angeleitet. Mathematik, Literatur und Fremdsprachen – einst Grundpfeiler der Bildung – werden zu Trägern politischer Botschaften degradiert. Schulen werden zum Instrument sozialer Steuerung.
Viele Eltern sehen das, wollen aber aus Angst um ihre Kinder nicht offen protestieren – aus Furcht, „auf der falschen Seite“ des Kulturkampfs zu stehen. Doch Widerstand wirkt. Die „Besorgten Eltern“ in Baden-Württemberg stoppten vor zehn Jahren einen radikalen Sexualkundeplan. Trotz Diffamierungen als „radikale Christen, rechte Verschwörungstheoretiker und Homophobe“ sammelte die Bewegung über 200.000 Unterschriften.
Elternproteste können ideologische Übergriffe stoppen
In Berlin-Neukölln verhinderten Eltern im Frühjahr dieses Jahres einen verpflichtenden Moscheebesuch. Die Bild-Zeitung berichtete, dass christliche Feste an der Schule ignoriert würden, während alle Schüler – auch Nicht-Muslime – am muslimischen Fastenbrechen teilnehmen sollten. Der Berliner Senat erinnerte daraufhin an die Neutralitätspflicht der Schulen – ein Fortschritt gegenüber 2019, als ein Gericht in Schleswig-Holstein Eltern mit 50 Euro Bußgeld belegte, weil sie einen Moscheebesuch ablehnten.
Beide Fälle zeigen: Organisierte Elternproteste können ideologische Übergriffe stoppen. Bei der Schulbildung unserer Kinder geht es um viel. In den Dekaden nach dem Zweiten Weltkrieg stand das deutsche Bildungswesen, im Großen und Ganzen, für intellektuelle Strenge. Heute werden Gefühle über Fakten, Ideologie über Neugier und politische Konformität über kritisches Denken gestellt. Angesichts des wachsenden Drucks durch den Populismus versucht das Establishment, seine Ideen – von Transgender bis hin zum Kulturrelativismus – Kindern aufzuzwingen. Es ist ein Versuch, den eigenen politischen Einfluss durch die Prägung der nächsten Generation zu sichern.
Dagegen müssen nicht nur Eltern, sondern alle, denen Bildung am Herzen liegt, Widerstand leisten. Wie Baden-Württemberg und Berlin zeigen, kann nur entschlossener Protest Schulen zwingen, sich wieder auf ihre zentrale Aufgabe zu besinnen: den Verstand zu bilden – nicht politisch zu formen.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Novo-Argumente.
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