11. August 2025

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Trotz Wohnungsnot: 4,77 Mio. leerstehende Wohnungen in Spanien

 

Warnhinweis: Die Freunde von Märchen sollten diesen Text nicht lesen! Märchen handeln vom Kampf des Guten gegen das Böse, wobei beide Seiten klar erkennbar sind und das Gute am Ende siegt.

Am 17. November 2015 sagte Thomas de Maizière, der damalige Bundesminister des Inneren, auf einer Pressekonferenz den Satz: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern.“ (Quelle) Ein Teil dieser Antworten wäre die die Erkenntnis, dass die Welt nicht „gut“ oder „böse“ ist, nicht schwarz oder weiß. Die Welt ist bunt und selbst die Theorie ist grau und nicht schwarz oder weiß. Man würde auch die Kinder verunsichern, wenn man ihnen anatomisch korrekt erklären würde, dass der Magen eines Wolfes zu klein ist, Rotkäppchen und ihre Großmutter aufzunehmen und dass sein Maul und der Hals zu klein sind, um sie in einem Stück herunterzuschlucken.

In den modernen Märchen sind die Wölfe, die sich in den letzten Jahren sehr stark vermehrt haben die Guten und die Schäfer, die den Wölfen die Nahrung nicht gönnen, sind die Bösen. Böse sind auch die „Ausländerfeinde“, die die wegen der Zuwanderung erhöhten Mieten nicht zahlen wollen und die die Aussage der „Gutmenschen“ in ihren Eigenheimen („Wir schaffen das!“) nicht glauben wollen. Böse war das Corona-Virus und die Pharmaindustrie war der „gute Jäger“, der Rotkäppchen und ihre Großmutter mit den mRNA-Impfstoffen gerettet hat.

Ebenso rettet die gute NATO die arme Ukraine vor den bösen Russen. Böse sind die Normalos, die sich von der guten LGBTQXYZ-Gemeinde und ihrem Exhibitionismus belästigt fühlen. Böse sind die Industrie und die Autofahrer, die das böse Kohlendioxid produzieren und damit den guten Eisbären ihren Lebensraum vernichten. Böse sind die deutschen Touristen auf Mallorca, die den Einheimischen ihren Platz in der ersten Reihe am Strand wegnehmen.

Und richtig böse sind die wenigen Rentner der Babyboom-Generation mit guter Altersversorgung, die den guten Spaniern die Wohnungen wegnehmen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Aber die Spitze der Boshaftigkeit bilden die Verschwörungstheoretiker, mit ihren Publikationen im Internet den Durchschnittsbürgern den Spaß an ihren Märchen verderben wollen. Einen solchen Frevel möchte der Verfasser begehen, indem er wie mit der Anatomie des Wolfes im Märchen von Rotkäppchen darlegen will, dass das Märchen von den bösen deutschen Babyboom-Rentnern nicht stimmen kann.

Ausländerfeindliche Proteste in Spanien

In gewissen Abständen finden sich in den deutschen Medien immer wieder Beiträge, in denen über die Wohnungsnot in spanischen Urlaubsgebieten, besonders auf Mallorca, berichtet wird, die durch die Kurzzeitvermietung von Ferienwohnungen verursacht worden sein soll. Auch Deutsche und Briten, die sich in Spanien eine Immobilie für ihren Lebensabend zulegen, sollen an der Misere Schuld sein. So schlug die Weltspiegel-Doku „Wer rettet Mallorca?“, die am 27.07.25 auf tagesschau24 ausgestrahlt wurde und hier angesehen werden kann, in diese Kerbe.

Als einer dieser Übeltäter, weiß der Verfasser aus eigener Anschauung, dass diese Darstellung verzerrt ist. Bei seiner Wohnungssuche fand er eine Vielzahl leerer Wohnungen vor, deren Eigentümer ihn als potentiellen Käufer umworben haben. Zur Vermietung wurden sie nicht angeboten. Die alten Leute erzählten, dass der Sozialwohnungsbau unter der Franco-Diktatur mit der Förderung junger Familien verbunden wurde. Ihnen wurden zinslose oder zinsgünstige Kredite gewährt, damit sie die neuen Sozialwohnungen kaufen konnten. Ins Grundbuch wurde ein befristetes Vermietungs- und Weiterverkaufsverbot eingetragen. Damit hatte der Staat die Folgekosten vermieden, aber es gab wenig Mietwohnungen.

Im Fall von Mallorca ist daran zu erinnern, dass die Politiker jahrzehntelang Bebauungspläne beschlossen haben, in denen immer mehr Hotels erlaubt wurden. Billiges Ackerland wurde zu teuren Bauplätzen; da mag auch Korruption im Spiel gewesen sein. Die Investoren, die dort Millionen verbaut haben und nun Kredite bedienen müssen, verlangen nun Rechtssicherheit.

Hotels amortisieren sich nicht in wenigen Jahren! Es untergräbt das Vertrauen der Wirtschaft in die Verlässlichkeit politischer Entscheidungen, wenn die Politik wenige Jahre später den Tourismus zurückdrängen und die wirtschaftliche Existenz der Hoteliers zerstören will. Daneben haben sich Gastronomen und kleine Ladenbesitzer auf das Geschäft mit den Touristen eingestellt. Die Demonstranten sind dann wohl eher Studenten oder Staatsbedienstete. Vielleicht vertrauen sie nach einem Zusammenbruch des Tourismus auf EU-Subventionen für strukturschwache Gebiete.

Daten des Instituto Nacionál de Estatística

Nun werden sich ARD, ZDF und die übrigen Qualitätsmedien nicht von Beobachtungen eines Wohnungskäufers und Berichten aus Hörensagen überzeugen lassen. Deshalb hat sich der Verfasser die Mühe gemacht, die Daten des Nationalen Statistikinstituts (INE) auszuwerten. Aus diversen Tabellen der Website hat er folgende Tabelle zusammengetragen:

Als Spreadsheet: Wohnungen-Spanien

Quelle: selbst erstellt am 30.07.25 aus den Daten des Instituto Nacionál de Estatística.

In Spanien gibt es laut Volkszählung vom Juni 2021 26.623.708 Wohnungen, was 548 Wohnungen je 1.000 Einwohnern entspricht. Davon standen bei der Erhebung 4.769.944 Wohnungen leer. Das INE hat Leerstände von 3.828.307 aus den Wohnungen ermittelt, für die der Stromanschluss abgemeldet wurde.

Es wurden aber auch 941.637 Wohnungen mit extrem niedrigem Stromverbrauch ermittelt, die ebenfalls nicht bewohnt sein dürften. Es gibt also 98 leere Wohnungen je 1.000 Einwohner.

Weitere 2.517.628 Wohnungen wurden nur sporadisch genutzt, z.B. als Ferienwohnungen. Es gab somit nur 19.336.136 Wohnungen bzw. 72,6 % mit einem normalen Stromverbrauch. Bei den Meldebehörden waren aber nur 18.536.616 Haushalte gemeldet. Aus der Differenz ergeben sich 799.520 Wohnungen, die zu anderen als Wohnzwecken genutzt werden dürften, z.B. als Büro oder Arztpraxis. Dies ist eine Saldogröße. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch in den sporadisch genutzten Wohnungen Personen bei den Meldebehörden angemeldet wurden und dass mehr Wohnungen zweckentfremdet sind. Bei Leerständen von knapp 18 % des Wohnungsbestandes wäre das aber zu verkraften.

Auf den Kanarischen Inseln gibt es negative Beträge; dort müssen mehr Anmeldungen in sporadisch genutzten Wohnungen vorliegen als Zweckentfremdungen.

Regionale Verteilung

Es ist nur zu fragen, wie sich diese Zahlen regional sowie auf Stadt und Land verteilen. Die größten Leerstände hat mit 31,9 % die Region Galizien, die niedrigsten das Baskenland mit 9,3 % und die Region Madrid mit 8,2 %. Es ist auch zu beobachten, dass die Städte insgesamt geringere Leerstände aufweisen als die ländlichen Gemeinden. Die Touristenhochburgen sind dagegen im oberen Mittelfeld.

So haben die Kanarischen Inseln Leerstände von 22,0 % und die Balearen 18,3 % des gesamten Wohnungsbestandes. Die Inselhauptstadt Palma hat nur 6,7 % leere Wohnungen, das 20 km entfernte Calviá aber 25,2 %.

In Andalusien haben Torremolinos 15,6 %, der Nachbarort Benalmádena-Costa 20,2 % und Roquetas de Mar 20,3 % leere Wohnungen. Selbst in Marbella, dem Domizil der Reichen, sind 22,2 % der Wohnungen leer.

Auch in Lloret der Mar an der Costa Brava stehen 20,4 % und an der Costa Blanca in Benidorm 23,2 % der Wohnungen leer. Auf den Inseln gibt es 529 bzw. 486 Wohnungen pro 1.000 Einwohner; im Landesdurchschnitt sind es 548. Andere Touristenorte haben aber deutlich über 600 und Benidorm sogar 878 mit sehr hohen Leerständen und sporadischer Nutzung. Ausländer, die diese leeren oder sporadisch genutzten Wohnungen kaufen, verdrängen keine Mieter vom Wohnungsmarkt!

Wenn man die leeren Wohnungen in drei Gruppen nach wenig, also bis 110 freie Wohnungen je 1.000 Einwohner (in Deutschland wäre das sehr viel), mittel mit 110 bis 175 und viel ab 175 freie Wohnungen je 1.000 Einwohner einteilt und sie in einer Grafik den Provinzen zuordnet, ergibt sich folgendes Bild:

Quelle: selbst erstellte Grafik

Streik der potentiellen Vermieter

In ganz Spanien sind nur 11,2 % des Wohnungsbestandes vermietet. Auch hier gibt es regionale Unterschiede, und in den Städten sind es mehr als auf dem Land. Aber auch die Millionenstädte Madrid und Barcelona kommen nur auf 20,7 % und 25,8 %. Die Kanarischen Inseln haben 16,6 % und die Balearen 15,9 %. Die übrigen Touristenorte liegen etwa im Landesdurchschnitt. Die niedrigsten Werte haben die beiden Kastilien (León und La Mancha) und die Extremadura im Landesinneren mit unter 7 %.

Vermieten ist für die privaten Wohnungseigentümer auch deshalb keine Option, weil ein überzogener Mieterschutz das zu einem unkalkulierbaren Risiko macht. Sie können nicht sicher sein, dass sie die Miete wirklich erhalten. Ein zahlungsunfähiger legaler Mieter muss praktisch keine Zwangsräumung fürchten. Und wenn der Vermieter seine Wohnung zurück bekommt, ist sie renovierungsbedürftig. Also werden die Wohnungen nur zum Kauf angeboten. Findet sich kein Käufer, steht sie leer.

Am 05.04.25 berichtete die Tagesschau kurz über Massenproteste in Spanien gegen hohe Mieten. In Spanien war die Berichterstattung breiter, aber nicht wirklich tiefer. Hier  wurden die Hauptforderungen der Demonstranten vom 05.04.25 zitiert:

  • Sofortige Reduzierung der Mieten, gefordert wird eine Reduzierung von bis zu 50 %
  • Wiederherstellung „aller leerstehenden Wohnungen“
  • Illegalisierung von Räumungsunternehmen
  • Verbot der Zwangsräumung schutzbedürftiger Familien
  • Stopp der unkontrollierten Ausbreitung von Ferienwohnungen

Die Forderung nach „Wiederherstellung aller leerstehenden Wohnungen“ richtet sich gegen die Verkaufsabsichten der Eigentümer; die nicht verkäuflichen Wohnungen sollen wohl nach dem Willen der Demonstranten wohl einer staatlichen Zwangsverwaltung unterstellt oder gleich völlig verstaatlicht werden.

Der Tag der Demonstrationen war kein Zufall. Am 03.04.25 trat ein Gesetz in Kraft, das die Rechte der Eigentümer gegenüber illegalen Hausbesetzern etwas gestärkt hat. So musste bisher eine Hausbesetzung innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei als Einbruch oder Hausfriedensbruch angezeigt werden. Danach galten die illegalen Eindringlinge als geduldet, und die Eigentümer mussten eine Räumungsklage gegen sie anstrengen. Das konnte Jahre dauern, Diese Frist wurde auf 72 Stunden verlängert.

Bei einer zweiwöchigen Urlaubsreise müssen also die Nachbarn noch immer schriftlich bevollmächtigt werden, eine Hausbesetzung im Namen der Wohnungseigentümer anzuzeigen. Wer ihnen als Eigentümer Strom und Wasser gesperrt hat, wurde wegen Nötigung strafrechtlich verfolgt. Nun haben 60 Richter öffentlich erklärt, dass sie einem Urteil des Provinzgerichts Barcelona folgen und die Sperren als Notwehr anerkennen wollen. Weiter werden nach der Gesetzesänderung Schnellgerichte geschaffen, damit innerhalb von 15 Tagen ein Räumungsurteil ergehen kann. Drei der fünf Forderungen richten sich ganz offen gegen das neue Gesetz.

Erfuhren bisher Hausbesetzer von dem Leerstand, wurden die rechtmäßigen Eigentümer von den Aktivisten faktisch enteignet. Besetzte Wohnungen werden auch nach der Gesetzesänderung für ca. 25 % des Preises renovierungsbedürftiger Wohnungen angeboten. Eigentlich wäre das ein Geschäftsmodell für die Russen-Mafia: Billig aufkaufen, „unbürokratisch“ räumen, teuer weiterverkaufen! Die Forderung der Demonstranten nach der Illegalisierung von Räumungsunternehmen soll den betroffenen Eigentümern auch den Weg der Schadensbegrenzung verstellen, denn nur Räumungsunternehmen kaufen besetzte Wohnungen.

Wie soll das Problem gelöst werden?

Vor diesem Hintergrund ist dem Beobachter vor-Ort klar, dass es sich um eine innenpolitische Frage handelt. Soll der Mangel an Mietwohnungen mit staatlichem Dirigismus und einer Zwangsverwaltung leerstehender Wohnungen beseitigt werden, oder durch mehr Markt und einem Abbau des Mieterschutzes, damit die Vermietung für die Eigentümer interessant wird.

Die Politiker entscheiden sich aber dafür, nichts zu tun. Der Abbau von Mieterrechten würde die Wähler der Linksregierung verärgern. Der Eingriff ins Eigentum würde selbst vielen gemäßigten Wählern der Sozialisten zu weit gehen, zumal auch sie Wohneigentum haben. Dann ist es bequem, die Ausländer als Sündenbock zu benutzen.

Wenn in diesem Zusammenhang regierungsnahe spanische Medien Desinformationen verbreiten, ist das bedauerlich. Von deutschen Qualitätsmedien sollte aber erwartet werden, dass sie diese vor einer Übernahme überprüfen. Man muss ihnen zugestehen, dass der massive Leerstand an Wohnungen nur aus der Nähe offensichtlich ist. Andererseits hat das INE die Kernaussagen dieses Beitrags in einer Pressemitteilung veröffentlicht. Wenn ein Normalbürger die Details in einer überschaubaren Zeit recherchieren konnte, sollte das von hauptberuflichen Journalisten auch erwartet werden.

Am 30.07.25 feierte die spanische Regierung, dass die EU 230 Millionen Euro für Stadtentwicklungs- und nachhaltige Tourismusprojekte in Spanien bereitgestellt hat. Ein Jahr zuvor wurde die Förderung von 30.000 neuen Sozialwohnungen durch die EU verkündet. Soll trotz 4,8 Mio. leerer Wohnungen noch mehr gebaut werden? Warum bezahlt Brüssel die überflüssigen neuen Wohnungen?

Ausländer als Sündenbock

Neben den latenten anti-afrikanischen Vorbehalten in der Bevölkerung gibt es in Spanien inzwischen eine staatliche touristenbezogene Ausländerfeindlichkeit, besonders auf Mallorca. Der durchschnittliche Spanier hat dagegen mit Deutschen oder Briten kein Problem.

Ausländische Immobilienkäufer werden von den Behörden unfair behandelt. Bei ausländischen Käufern wird angenommen, dass das Kaufobjekt eine Zweitwohnung ist, was eine erhöhte Grunderwerbsteuer und in vielen Gemeinden eine Zweitwohnungssteuer auslöst, auf Mallorca nicht gerade niedrig. Daneben will die Bürokratie verhindern, dass deutsche Rentner eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Das Motiv könnte darin bestehen, dass viele spanische Gastarbeiter mit ihrer deutschen Rente nach Spanien zurückgekehrt sind. Natürlich musste ihnen der Zugang zur spanischen gesetzlichen Krankenversicherung gewährt werden; schließlich haben sie über Jahrzehnte ihre Familien finanziell unterstützt und damit die spanische Zahlungsbilanz ausgeglichen.

Nach dem EU-Diskriminierungsverbot müssten dann aber auch deutsche Staatsbürger ohne spanischen Wurzeln, die nie in Spanien gearbeitet haben, aufgenommen werden. Das würde für Spanien teuer werden, aber auf der anderen Seite hat das Land auch von EU-Subventionen profitiert.

Statt die Rechtslage zu akzeptieren, verletzt Spanien das EU-Recht. Kaum einer der 200-300 deutschen Rentner in Roquetas de Mar hat eine Aufenthaltsgenehmigung. Dem Verfasser wird sie allen Ernstes mit der Begründung verweigert, er könne seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht nachweisen, obwohl er das fünffache der einschlägigen Beträge hat.

Seine Steuerbescheide sind natürlich für die Vergangenheit und beweisen nicht, dass er auch aktuell ein entsprechendes Einkommen habe. In seinem Bescheid über die Versorgungsbezüge steht nicht ausdrücklich, dass es sich um monatliche und nicht jährliche Bezüge handelt. Die Beträge stimmen nicht mit den Zahlungseingängen auf seinem Bankkonto überein, weil der Bescheid den Brutto- und der Zahlungseingang den Nettobetrag ausweist. Die Behörde stellt sich einfach dumm. Natürlich verstößt das gegen die „Freizügigkeitsrichtlinie“ 2004/38/EG, aber das interessiert niemanden. Auch die Bundesregierung wird nicht tätig, um die Rechte der Deutschen im Ausland zu schützen. Wird auch in Berlin zwischen böser Ausländerfeindlichkeit gegen Araber und Afrikaner und guter Ausländerfeindlichkeit gegen Engländer und Deutsche unterschieden? Dabei wäre es sogar im nationalen deutschen Interesse, wenn Deutschland seine Rentner nach Spanien exportieren könnte, die dann von der spanischen gesetzlichen Krankenversicherung versorgt werden müssten.

Mit dem Renteneintritt der Babyboomer wachsen auch die deutschen Gemeinden in Spanien; wahrscheinlich auch anderswo. Sie haben Internet und deutsches Satellitenfernsehen. Vor 40 Jahren haben sie hier Urlaub gemacht, und wer es sich leisten kann, macht als Rentner Dauerurlaub. Mancher hatte in jungen Jahren Aussteiger-Phantasien, ist nach dem Studium dann aber doch ins Berufsleben eingestiegen. Jetzt realisieren sie wenigsten einen Teil ihrer alten Träume und überlassen ihren Kindern, die sich bei den deutschen Preisen keine Immobilie mehr leisten können, ihr Eigenheim. Rentner in Grundsicherung gehören nicht zu dieser Gruppe. Ehemalige Selbständige, die sich als Rentner die private Krankenversicherung in Deutschland nicht mehr leisten können, sind aber durchaus Teil des Spektrums. Angesichts des hohen Preisniveaus konzentrieren sich die Deutschen nicht mehr nur auf Mallorca. In Touristenorten der „Zweiten Liga“ auf dem Festland zahlen sie nur ein Drittel.

Die Auslandsdeutschen in Spanien haben zur Kenntnis genommen, dass die spanische Regierung und ihre Anhänger antideutsche Desinformationen verbreiten, um sie zu Sündenböcken für eine verfehlte Wohnungspolitik zumachen. Sie haben auch registriert, dass die meisten deutschen Medien und Politiker dieses Vorhaben unterstützen. Die Politiker sollten aber nicht vergessen, dass die Auslandsdeutschen auch ohne deutschen Zweitwohnsitz (nach dem Meldegesetz einziger inländischer Wohnsitz und damit rechtlich kein Zweitwohnsitz) bei Bundestagswahlen wahlberechtigt sind!

Trotz Wohnungsnot: 4,77 Mio. leerstehende Wohnungen in Spanien