2. September 2025

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Studie: Vereinsamung nimmt weiter zu

 

Weniger Sex, weniger Freunde: Vor allem unter jüngeren Generationen nimmt die Einsamkeit weiter zu. Soziale Kontakte werden durch digitale Geräte ersetzt.

Die Vereinsamung in der Gesellschaft nimmt zu, insbesondere unter jungen Menschen. Eine aktuelle Analyse des Institute for Family Studies (IFS) basierend auf Daten der General Social Survey (GSS) unterstreicht dies eindrücklich. Explizit beleuchtet die Studie beleuchtet die sogenannte „Sex Recession“ – einen Rückgang der sexuellen Aktivität in den USA –, der eng mit zunehmender Einsamkeit und dem Verlust sozialer Bindungen verknüpft ist.

Die Autoren Grant Bailey und Brad Wilcox warnen vor den langfristigen Folgen für Gesundheit, Beziehungen und das gesellschaftliche Gefüge. Die GSS, eine repräsentative Umfrage, die seit Jahrzehnten Daten zu sozialen Verhaltensweisen erhebt, zeigt klare Zahlen: Im Jahr 1990 berichteten 55 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren von wöchentlichem Sex. Bis 2010 sank dieser Anteil auf unter 50 Prozent, und 2024 liegt er bei nur noch 37 Prozent.

Dieser Rückgang betrifft nicht nur Singles, sondern auch Paare. Verheiratete Erwachsene haben zwar häufiger Sex – 46 Prozent berichten von wöchentlicher Intimität im Vergleich zu 34 Prozent bei Unverheirateten –, doch auch hier ist ein Abwärtstrend erkennbar: Von 59 Prozent in den Jahren 1996 bis 2008 auf 49 Prozent zwischen 2010 und 2024.

Die Covid-Lockdowns sind dabei nur bedingt verantwortlich. Sie haben den Trend verschärft, doch schon bis 2020 ging die sexuelle Aktivität sukzessive zurück.

Besonders alarmierend ist die Situation bei jungen Erwachsenen. Unter den 18- bis 29-Jährigen hat sich der Anteil derer, die im vergangenen Jahr gar keinen Sex hatten, von 12 Prozent im Jahr 2010 auf 24 Prozent im Jahr 2024 verdoppelt. Vor 2010 stagnierte diese Zahl bei etwa 15 Prozent, seitdem hat sich der Trend beschleunigt. Die

Ältere Altersgruppen sind zwar ebenfalls betroffen, doch der Rückgang ist bei den Jüngeren am stärksten ausgeprägt. Hinter diesem Phänomen stehen mehrere Ursachen, die alle mit zunehmender Isolation zusammenhängen. Eine zentrale Rolle spielt der Rückgang stabiler Partnerschaften. Zwischen 2014 und 2024 sank der Anteil junger Erwachsener, die mit einem Partner zusammenleben – sei es verheiratet oder unverheiratet –, von 42 auf 32 Prozent.

Junge Menschen finden seltener zueinander, was nicht nur die sexuelle Aktivität mindert, sondern auch die emotionale Verbundenheit. Die IFS-Studie verknüpft dies mit einem breiteren gesellschaftlichen Wandel: Der Verlust von Freunden und sozialen Kontakten. Die Zeit, die junge Erwachsene mit Freunden verbringen, hat sich dramatisch reduziert. Von 2010 bis 2019 fiel sie von durchschnittlich 12,8 Stunden pro Woche auf 6,5 Stunden. Die Lockdownpolitik verschärfte dies noch weiter auf 4,2 Stunden. Erholt hat sich die soziale Interaktion davon nicht. 2024 lag der Schnitt bei nur 5,1 Stunden. Ein besonderer Fall von „Long Covid“.

Ersetzt werden persönliche Treffen durch digitale Interaktionen, die jedoch keine echten Beziehungen ersetzen können. Jonathan Haidt beschreibt in seinem Buch The Anxious Generation (2024) die Jahre 2010 bis 2015 als „Great Rewiring“: Die flächendeckende Verbreitung von Smartphones hat die Kindheit und Jugend digitalisiert, was zu weniger Sozialisation führt.

Die Folgen sind vielfältig: Angststörungen, Depressionen, Selbstverletzungen und Suiziden, wie Studien belegen. Digitale Geräte ersetzen nicht nur soziale Kontakte, sondern sabotieren auch bestehende Beziehungen. Eine IFS-Untersuchung aus dem Jahr 2023 zeigt, dass Paare weniger Sex haben, wenn sie gemeinsame Zeit durch Handy- oder Computernutzung ersetzen.

Phänomene wie „Bedtime Procrastination“ – das stundenlange Scrollen vor dem Schlafengehen – reduzieren die Intimität weiter. Pornografie, Gaming und Social Media bieten schnelle, aber oberflächliche Befriedigung, die reale Interaktionen verdrängt. Die Studie schließt:

“Der erhöhte Gebrauch von Smartphones, sozialen Medien, Pornografie und Gaming verringert die Möglichkeiten, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und Beziehungen aufzubauen.“

Die Vereinsamung, die sich auf die Gesundheit des Menschen auswirkt, drückt eine tiefe Krise aus: Der Verlust von Gemeinschaft und Nähe in einer hyperdigitalisierten und vernetzten Welt. Noch nie war man dem anderen Ende der Welt so nahe, noch nie war man dem eigenen Nachbarn so fern. Politisch wird dieser Trend gefördert. Radikal wurde dies mit der Lockdown-Politik durchgesetzt, aber auch kleinere „Maßnahmen“ fördern Digitalisierung, Vereinsamung und „Sex Rezession“.

 

 

Studie: Vereinsamung nimmt weiter zu