16. Juli 2025

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Schuldenalarm: 30-jährige Bundesanleihen auf höchstem Stand seit 2023

 

Die Renditen der langfristigen Staatsanleihen lagen am Montag bei 3,25 Prozent. Bis zum Rekord nach der Finanzkrise 2011 ist es nicht mehr weit.

Deutschland ist im Schuldenrausch. Um seine Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur zu finanzieren, nimmt der Bund mit dem Verkauf von Staatsanleihen Schulden in Milliardenhöhe auf. Die Inflationsgefahr steigt dadurch wieder, und zwar für den gesamten Euroraum.

Vergangene Woche kam es noch schlimmer: Niederländische Pensionsfonds beginnen mit dem Ausverkauf langfristiger Staatsanleihen im Volumen von 125 Milliarden Euro – darunter auch deutsche Bundesanleihen im Wert von mehreren Milliarden Euro. An den Märkten wächst die Sorge über die langfristigen Folgen.

Und der Ausverkauf nimmt kein Ende: Die Renditen 30-jähriger deutscher Staatsanleihen stiegen am Montag auf den höchsten Stand seit 2023. Anleger traten die Schuldtitel ab, aus Sorge vor Zollauswirkungen und zusätzlichen Staatsausgaben. Was bedeutet das für Deutschland?

Langfristige Staatsanleihen werden uninteressanter

Ein Anstieg der deutschen Wertpapiere über 3,26 Prozent würde den Zinssatz auf den höchsten Stand seit 2011 bringen. Davon sind die 30-jährigen Bundesanleihen gar nicht so weit entfernt. Die Rendite der Kredite stieg um drei Basispunkte auf 3,25 Prozent und verschärfte damit ihren Anstieg im vergangenen Monat.

Wenn das mal nichts wird: Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) muss mit seinem Schulden-Programm Wachstum liefern.

Wenn das mal nichts wird: Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) muss mit seinem Schulden-Programm Wachstum liefern.Carsten Koall/dpa

Auch die 30-jährigen japanischen Anleihen stürzten am Montag ab. Die jüngste Bewegung wird von Experten als Reaktion auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump gesehen, eine 30-prozentige Abgabe auf Waren aus der Europäischen Union zu erheben. Kurz darauf wurde ein EU-Anleiheverkauf durchgeführt, darunter auch Schuldtitel mit Fälligkeit 2054.

Die langfristigen Staatsanleihen sind uninteressant geworden, wie zum Beispiel für Pensionsfonds in den Niederlanden. Zwischen 2025 und 2028 will die niederländische Rentenbranche einen Übergang zu einem beitragsorientierten Rentensystem umsetzen. Dafür werden sie im Laufe des Jahres mit dem Verkauf von Langzeit-Anleihen im Wert von 125 Milliarden Euro beginnen, darunter auch deutsche Bundesanleihen in Milliardenhöhe.

Deutsche Kreditkosten steigen auf Rekordhöhe an

Für die Anleger, darunter Staaten und Pensionsfonds aus aller Welt, ist das gut, denn sie bekommen eine höhere Rendite. Für die Kreditwürdigkeit eines Landes eher weniger. Die Kreditkosten Deutschlands waren im März bereits sprunghaft angestiegen, nachdem die Sondervermögen angekündigt wurden – so stark wie zuletzt 1997.

Steigende Anleiherenditen erhöhen den Druck auf die politischen Entscheidungsträger, da Europa seine Kreditaufnahme zur Finanzierung seiner Verteidigungs- und Energieambitionen erhöht. Deutschland führt den Ausgabenplan mit einem Betrag von rund einer Billion Euro an.

Im Juni hatten in der Berliner Zeitung mehrere Finanzprofessoren vor einem Inflationsschock gewarnt. Hinter den Teuerungen könnte ein politischer Plan stecken, um die Schuldenquote insgesamt zu senken. Auch gibt es Kritik an der zunehmenden Banken-Staat-Verflechtung in der EU. Denn die war schon während der Finanzkrise 2008 bis 2010 ein Problem.

 

 

https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/schuldenalarm-30-jaehrige-bundesanleihen-auf-hoechstem-stand-seit-2023-li.2340054