„Es ist ein Trauma. Sie nehmen mir meine Insel weg“, sagt Paco bewegt. Das Paar möchte anonym bleiben, aus Angst vor möglichen Konsequenzen. Ihr Vermieter habe die Miete erneut erhöht – von 800 auf 900 Euro monatlich, zuzüglich Nebenkosten. Als sie 1995 in die Wohnung eingezogen waren, zahlten sie noch 300 Euro.
2000 Euro Rente reicht nicht zum Leben auf Mallorca
Mit einer gemeinsamen Rente von etwas mehr als 2000 Euro stoßen die beiden an ihre finanziellen Grenzen. Nach mehr als 40 Jahren als Selbstständige bleibt ihnen kaum etwas zum Leben. „Als Autónomos wurden wir benachteiligt. Unsere Renten sind niedriger als die von Angestellten“, erklären die beiden. Eine Unterstützung durch das Sozialamt erhalten sie nicht.
Nun konzentrieren sie sich darauf, eine Lösung zu finden – und diese scheint außerhalb Mallorcas zu liegen. Paco stammt aus Santa Catalina, María kam in den 1960er-Jahren als Kind aus Alicante vom spanischen Festland auf die Insel. Sie haben drei Kinder, eines von ihnen ist bereits aufs Festland gezogen. „In Alicante konnte sich unser Sohn sich ein Haus leisten, auf Mallorca lebte er zur Miete“, erzählt Paco.
Der Traum vom Eigenheim blieb für das Paar auf Mallorca unerfüllt. „Wir haben unser Geld immer in unsere Firma und in die Arbeitsplätze gesteckt. Als Selbstständige bekamen wir keine Hypothek“, sagt er. Heute bleibt ihnen nur die Erinnerung an viele Arbeitsjahre – und der Verzicht im Alltag: kein Fisch, kein Wein, keine Süßigkeiten. Die Mieterhöhung für ihre Wohnung kam für sie überraschend. „Wir haben die Wohnung immer gepflegt, renoviert und instand gehalten, alles aus eigener Tasche“, so Paco. Dennoch müssen sie nun ausziehen.
Reiche Deutsche übernehmen die Insel
Der Rentner räumt ein, dass es im Umfeld des Paares immer mehr befreundete Pensionisten gibt, die der Armut auf Mallorca entfliehen und auf das Festland ziehen. „Und hier kommen die reichen Deutschen, die uns die Häuser wegnehmen. Die schlechter bezahlten Jobs übernehmen die Einwanderer – denn wer würde schon für die Löhne Kartoffeln ernten? Die Guiris (Anm. d. Red.: abwertender Ausdruck für Ausländer) kaufen alles auf, und am Ende ist es der Reiche, der von all dieser Armut profitiert.“
Für María und Paco bedeutet der Umzug nach Alicante vor allem eines: finanzielle Entlastung, gleichzeitig aber auch den schmerzhaften Abschied von der Insel Mallorca, die sie mehr als ein halbes Leben lang ihr Zuhause nannten. Unter den Menschen, die abwandern, sind auch deutsche Residenten, deren Geschichten Sie hier nachlesen können.