14. Juni 2025

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Medikamentenverbrauch, Immobilienpreise und Tourismus: Drei missachtete Folgen der Windkraft

 

Schlaflose Nächte durch nahe gelegene Windräder? Eine Studie zeigt, dass Menschen in der Nähe von Windkraftanlagen vermehrt zu Schlafmitteln und Antidepressiva greifen. Ein Facharzt schildert die Hintergründe zur Untersuchung. Für Hausbesitzer und Vermieter kommen weitere Folgen hinzu.

Von allen Kraftwerksarten leistet die Windkraft inzwischen den größten Beitrag zur deutschen Stromerzeugung. Im vergangenen Jahr hatte diese Energiequelle im jährlichen Strommix einen Anteil von rund einem Drittel. Momentan stehen rund 28.800 große Windturbinen auf deutschem Land.
Doch die Windkraft gilt zunehmend als umstrittene Form der Energieerzeugung, nicht zuletzt deswegen, weil sie aus Platzgründen gefühlt immer näher an bewohnte Grundstücke – und somit an die Menschen – heranrückt. Kritiker nennen hier meist die „Verspargelung der Landschaft“, Beeinträchtigung durch Schattenwurf oder die eingeschränkte Verfügbarkeit wegen ihrer Wetterabhängigkeit.
Überdies hat die Windkraft weitere Auswirkungen, die eher selten zur Sprache kommen. Wir werfen einen Blick auf die Auswirkung auf den Medikamentenkonsum sowie die Entwicklung von Immobilienpreisen und des Tourismus.

Medikamentenbedarf steigt

Was wohl die wenigsten wissen: Windkraftanlagen führen zu einem erhöhten Bedarf von Schlafmitteln und Antidepressiva. Dies ist das Ergebnis einer einzelnen dänischen Studie aus dem Jahr 2019. Eine jüngere Studie dieser Art ist nicht bekannt, die diesen Zusammenhang be- oder widerlegen kann. Durchgeführt hat sie das private und unabhängige Institut Kraeftens Bekaempelse, ein führendes Krebsforschungszentrum.
In Dänemark stammte 2024 über die Hälfte (52,3 Prozent) des erzeugten Stroms aus der Windkraft. Im Jahr der Studie lag der Anteil der Windkraft noch bei 46 Prozent. Da die Studie im März 2019 veröffentlicht wurde, war der Windkraftanteil im Untersuchungszeitraum eher noch geringer.
Anwohner nehmen mehr Medikamente 

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Lärmemissionen von Windkraftanlagen mit der Einnahme von Schlafmitteln und Antidepressiva, insbesondere bei älteren Menschen, in Zusammenhang stehen. Das lässt einen direkten Bezug von diesen Lärmemissionen mit Schlaf und psychischer Gesundheit vermuten.

Eine Windkraftanlage kann im Betriebszustand Lärm im hörbaren und ebenso im nicht hörbaren Bereich erzeugen. Letzterer wird auch als Infraschall bezeichnet.
Infraschallwellen beeinflussen laut der Ärztin Dr. med. Ursula Bellut-Staeck alle lebenden Organismen. Beim Menschen interagieren sie mit den Sensoren der Endothelzellen in Haut und Kapillaren.
Windkraft

Viele Menschen, die nahe Windkraftanlagen leben, berichten von Kopfschmerzen, Ohrendruck oder anderen Symptomen.

Foto: Fokusiert/iStock

Facharzt: „Einer der größten Umweltskandale“

Dass überhaupt ebendiese Ergebnisse bei der Studie aus Dänemark zustande kamen und auch veröffentlicht wurden, ist in den Augen des Facharztes für Allgemeinmedizin Dr. med. Stephan Kaula „erstaunlich“. Auf Anfrage der Epoch Times teilte er mit: „Das Design der Studie war aus heutiger Sicht nicht ideal. Es war eine reine Korrelation von Gesundheitsdaten, deren automatisierte Zuordnung zum Wohnort und damit der Entfernung der nächsten Windparks.“

Ebenso hatte der Auftraggeber – die dänische Regierung – laut Kaula die Absicht, „dass da nicht wirklich etwas herauskommen sollte“. Die dänische Regierung hat „ein starkes Interesse am Ausbau der Windenergie“, so der Arzt. „Diese Konstellation wirft Fragen hinsichtlich der Unabhängigkeit der Forschung auf. Dänemark ist ein führender Akteur in der Windkraftbranche, mit Unternehmen wie Vestas, die weltweit tätig sind.“
Trotz des hohen Windkraftanteils in der Stromerzeugung investiert das Land weiterhin Milliardenbeträge in deren Ausbau. Eine Studie, die das Ansehen von Windkraftanlagen trübt, wäre kontraproduktiv.
Weiter sagte Kaula: „Die Schwäche dieser Studie ist nicht nur der Interessenkonflikt, sondern vor allem auch der relativ pauschale Zusammenhang, der die Entfernungen nicht sauber erfasst, die Hauptwindrichtung unberücksichtigt lässt. Auch verdünnt die zeitliche Erfassung über das ganze Jahr und nicht in der Wind-Hauptsaison die Signifikanz.“
Mit Blick auf die bisherigen Erkenntnisse und Bezug nehmend auf deutsche Behörden zieht Kaula ein vernichtendes Resümee. „Es handelt sich wahrscheinlich um einen der größten Umweltskandale, da die wesentlichen krank machenden aerodynamischen Windrademissionen vom Umweltbundesamt überhaupt nie erfasst oder in Erwägung gezogen wurden“, sagte er.
Gefährliche Infraschallwerte gemessen

Doch an manchen Orten der Welt kam es bereits zu verschiedenen gesundheitlichen Einschränkungen bei Menschen, die in der Nähe von Windkraftanlagen wohnen. „Ohrenschmerzen, Druck, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schlaflosigkeit, Brustdruck, Brustschmerzen – es gibt eine Litanei von Symptomen. Das gibt es überall auf der Welt bei Windturbinen“, sagte der US-amerikanische Arzt im Ruhestand, Jay Tibbetts.

Einschlägigere Probleme hatte ein im Jahr 2011 errichteter Windpark mit acht Windkraftanlagen in Brown County im US-Bundesstaat Wisconsin bereitet. Kurz nach der Inbetriebnahme mehrten sich die Berichte der umliegenden Bevölkerung über gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Menschen und Tieren.
Drei Jahre später erklärte die Gesundheitsbehörde des Bezirks den Shirley Windpark auf Grundlage einer Studie zu einer „Gefahr für die menschliche Gesundheit“. Im Rahmen der dreitägigen Studie nahmen Mikrofone unhörbare niederfrequente Turbinengeräusche in den Häusern auf, die den Turbinen am nächsten lagen. Die Analyse habe „gefährliche“ Infraschallwerte wahrgenommen. Der Windpark soll aber heute weiterhin in Betrieb sein.
Auch in Deutschland gibt es zahlreiche Berichte von Anwohnern, die sich über die erwähnten Symptome beklagen, seitdem eine Windkraftanlage in ihrer Umgebung in Betrieb ging. In einem Fall aus Deutschland berichtete eine Betroffene von Arztbesuchen sowie einer deutlichen Abnahme der schulischen Leistung ihrer Kinder wegen plötzlicher Konzentrationsschwächen. Eine sonst gute Schülerin sollte plötzlich auf eine Sonderschule gehen. Erst nach einem Umzug verbesserte sich die Leistung der Kinder wieder.
In einem weiteren Fall aus Münster berichtete ein Unternehmer eines mittelständischen Speditionsbetriebes von fünf neuen Windrädern in der Nähe, die im Oktober 2017 in Betrieb gingen. Eines davon befand sich in nur 400 Metern Entfernung zum Betriebs- und Wohngebäude. Einige Monate später waren die gesundheitlichen Beeinträchtigungen so groß, dass er und seine Frau nicht mehr arbeitsfähig waren. Im Oktober 2018 hat der Betreiber die Anlage auf Druck des Unternehmers stillgelegt mit der Begründung, dass eine geforderte Schallmessung nicht vorlag.

Immobilienpreise sinken

Wenn die Windkraftanlage in Betrieb bleibt und Anwohner ihr Haus und Grund nahe der Anlage aus gesundheitlichen oder anderen Gründen verlassen wollen, kann es zu einem anderen Problem kommen: dem Wertverlust der Immobilie.
Wie hoch dieser ist, hat eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) aus dem Jahr 2019 ermittelt. Demnach soll der Gebäudewert von Häusern im Umkreis von 1 Kilometer um eine Anlage um bis zu 7,1 Prozent sinken. Bei einer Entfernung von 8 bis 9 Kilometern zum Windrad sinke der Effekt gegen null.
Windkraft

Der Wert einer Immobilie ergibt sich aus der Nachfrage. Wenn in der Nähe ein oder mehrere Windräder stehen und die potenziellen Käufer stören sich nicht daran, kann der Gebäudewert konstant bleiben.

Foto: KangeStudio/iStock

Manche Bürgerinitiativen gehen von einem weitaus höheren Wertverlust aus als in der Essener Studie angegeben. Auch dafür gibt es Daten: In einer Detailanalyse auf Basis der Jahre 2011 bis 2015 kommt das RWI für Häuser in landschaftlich reizvoller Umgebung, die vor 1950 gebaut wurden, auf einen Wertverlust von bis zu 23 Prozent, und das schon bei den damals viel kleineren Windkraftanlagen. Die Anzahl der Windräder hat seitdem stark zugenommen, ebenso deren Höhe.
„Neben solchen Industrieanlagen wird wohl kaum jemand zukünftig leben oder Urlaub machen wollen“, schätzte die Rechtsanwältin Viviane Fischer von der Bürgerinitiative Gegenwind Mecklenburgische Schweiz. Auch sie vermutet daher einen weit höheren Wertverlust mancher Immobilien nahe Windkraftanlagen.
„Für die vom Rostocker Regionalplan betroffenen Anwohner dürfte der zu erwartende Wertverlust ihrer Immobilien aber bei deutlich über diesen 7 Prozent liegen“, so Fischer.

Einfluss auf den Tourismus

Eine weitere Beeinträchtigung durch Windkraftanlagen findet womöglich auch im Bereich des Tourismus statt. Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Deutschland, besonders für ländliche Regionen. Er sichert das Überleben von Hotel- und Gaststättengewerbe sowie von Freizeit- und Erholungseinrichtungen.
Einerseits spricht die Windbranche davon, dass die Windkraft keinen negativen Effekt auf den Tourismus habe. Stattdessen könne sie den Tourismus sogar „beflügeln“.
Andererseits sprechen die Daten eine andere Sprache. In den vergangenen Jahren wurde in Deutschland ein teils dramatischer Rückgang der touristischen Übernachtungen registriert. Gänzlich unerwartet kommt das nicht.
Bereits im Jahr 2014 warnte das Bundeswirtschaftsministerium davor, dass Solar- und Windkraftanlagen die Landschaftscharakteristik zunehmend beeinflussen. Das habe „abwechslungsreiche Kulturlandschaften“, die für den Tourismus wichtig sind, „bereits stark verändert“. Zudem seien sie „in ihrem Fortbestand gefährdet“.

Ausarbeitung „Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen“ des BMWi aus dem Jahr 2014.

In vielen Gegenden, in denen Windräder entstehen, sprechen etwa Gaststättenbetreiber ihre Befürchtungen von sinkenden Besucherzahlen aus. So etwa Jenny Haas, die Betreiberin der Gaststätte Hummelswälder Hof im baden-württembergischen Oberkirch. Sie teilte mit, dass der Bau der Anlagen dem Tourismus in der Region schade und ihr dadurch finanzielle Einbußen bevorstehen. Es ginge jedoch nicht nur um ihren Betrieb. Auch das Gastgewerbe sei davon betroffen.
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