30. Juni 2025

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Männer und Frauen getrennt in Hörsaal der Berliner Charité

 

Erst der Skandal an der Uni Kiel, jetzt auch an der weltberühmten Charité in Berlin: Geschlechter-Trennung im Hörsaal! Bei Veranstaltungen einer muslimischen Studentengruppe saßen Frauen und Männer getrennt voneinander.

Die Charité ist das traditionsreichste Krankenhaus Berlins, eine der größten Uni-Kliniken Europas – und Schauplatz für den Kampf um Gleichberechtigung in der Medizin. Ärztin Rahel Hirsch (1870-1953) war die erste Medizinerin in Preußen mit einem Professoren-Titel. Über 120 Jahre später wird an der Klinik wieder über Emanzipation diskutiert.

Anlass sind Instagram-Videos der muslimischen Studentengruppe „Medislam Collective“. Darin zu sehen ist zum Beispiel eine Vorlesung mit einem Kardiologen in den Räumen der Charité. Thema: „Das Leben eines muslimischen Arztes“. Seine Zuhörer sitzen offenbar nach Geschlechtern getrennt im Hörsaal. Auch eine weitere Vorlesung („Wir haben das Semester gestartet mit einer besinnlichen Koranrezitation“) war offenbar nach Geschlechtern getrennt.

Offenbar ist die Trennung nach Geschlechtern bei „Medislam Collective“ üblich. Es gibt einen „Brüder Activity-Day“ (mit Tischtennis-Turnier) und einen „Activity-Day für Schwestern“ (mit Kaligrafie-Workshop).

Warum die Studentengruppe nach Geschlechtern trennt, ob das freiwillig geschah – unklar. „Medislam Collective“ ließ Fragen der B.Z. unbeantwortet. Das Online-Portal Apollo News hatte zuerst berichtet.

Charité prüft, „ob Grundsätze missachtet wurden“

„Es handelt sich um keine offiziellen Veranstaltungen im Rahmen der Ausbildung von Medizinern“, so ein Charité-Sprecher zu B.Z. „Zu sehen sind von der Gruppe selbstorganisierte Veranstaltungen, für die in Einzelfällen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden.“

Doch das Thema nimmt man ernst: „Wir prüfen, ob hier Grundsätze der Charité missachtet wurden. Sollte eine solche Veranstaltung stattgefunden haben, würde sie den Werten der Charité diametral entgegenstehen.“

Der Sprecher betont: „Die Charité fördert die Gleichstellung von Frauen und Männern. Diese bildet einen zentralen Aspekt im Miteinander in der Hochschulgemeinde.“ Ein entsprechender Kodex gelte auch für die Studentenvertretung. „Die Einhaltung dieses Kodex ist Voraussetzung für Veranstaltungen an der Charité und damit verbunden die Zuteilung von Räumlichkeiten.“

Der Neuköllner Abgeordnete Christopher Förster (39, CDU) zu B.Z.: „Die Charité darf kein Ort sein, an dem mittelalterliche Geschlechterbilder unter dem Deckmantel der Diversität Einzug halten. Geschlechtergetrennte Veranstaltungen empfinde ich als verstörend für den akademischen Bereich.“

Und was sagt die Senatsverwaltung für Wissenschaft? Hier heißt es, dass die Gruppe und deren Tätigkeiten bislang nicht bekannt gewesen seien.

Bei Veranstaltungen im Rahmen einer „Islam-Woche“ an der Kieler Uni saßen die teilnehmenden Männer vorne und die Frauen hinten. Augenzeugen berichteten, dass Männer und Frauen aufgerufen wurden, unterschiedliche Eingänge zu nutzen. 

 

 

Männer und Frauen getrennt in Hörsaal der Berliner Charité