11. September 2025

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Familienausflug im Pleistozän

Fußabdrücke schreiben die Menschheitsgeschichte um

Bereits vor rund 300.000 Jahren lebten Vorfahren des modernen Menschen im heutigen Norddeutschland. Dieses Mal sind es jedoch keine Knochenfunde, sondern versteinerte Fußabdrücke, die uns dies verraten. Es sind die ältesten, die bislang in Deutschland gefunden wurden. Die Menschheitsgeschichte erhält ein neues Kapitel.

Es gibt archäologische Funde, die wirken wie eine Zeitkapsel, die uns einen Moment aus der Vergangenheit direkt vor Augen führt. Und manchmal genügt ein paar Millimeter tiefer Schlamm, der über Jahrtausende zu Stein wurde, um eine Szene festzuhalten, die uns mehr über das Leben unserer Vorfahren erzählt als ganze Bände moderner Fachliteratur. In Schöningen, Niedersachsen, hat man nun eben solch eine Momentaufnahme entdeckt: die ältesten bekannten menschlichen Fußspuren Deutschlands, hinterlassen vor rund 300.000 Jahren von Homo heidelbergensis.

Dass dort, wo heute Autobahnen und Windkraftwerke die Landschaft dominieren, einst eine Seenlandschaft lag, in der Mensch und Tier Seite an Seite lebten, sprengt die Fantasie. Die Forscher fanden nicht nur die Abdrücke eines kleinen Trupps Menschen, vermutlich einer Familie, sondern auch Spuren von Tieren, die längst aus unserem Dasein verschwunden sind: Elefanten mit geraden Stoßzähnen, tonnenschwere Giganten von 13 Tonnen Gewicht, und Nashörner, deren Spuren nun zum ersten Mal überhaupt in Europa dokumentiert wurden. Der Zufall will es, dass ihre Wege sich genau an diesem Seeufer kreuzten – und dass sie durch die konservierenden Kräfte der Natur überdauerten, um uns heute ein Fenster in jene ferne Welt zu öffnen.

 

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Die drei menschlichen Fußabdrücke lassen ahnen, dass es sich nicht um eine Jagdgesellschaft gehandelt hat, sondern um etwas weit Alltäglicheres: Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Vielleicht ein Streifzug ans Wasser, um Fische zu fangen, Früchte zu sammeln, Pilze zu suchen oder schlicht die Umgebung zu erkunden. In der damaligen Ära, einer Zwischeneiszeit, war es in Mitteleuropa wohl sogar milder als heute. Die Region dort dürfte wohl von eher lichten Kiefern- und Birkenwäldern dominiert worden sein.

Die eigentliche Sensation liegt eigentlich weniger in den bloßen Abdrücken selbst, sondern in dem, was diese verraten. Der Mensch war Teil eines Ökosystems, nicht dessen Beherrscher. Zwischen Elefantenherden und Nashörnern, Löwen, Wölfen und Bären hatte der Homo heidelbergensis seinen Lebensraum und arrangierte sich mit ihnen. Ein winziger Fußabdruck im Schlamm erzählt mehr über die Zerbrechlichkeit und Anpassungsfähigkeit des Menschen als jede hochgezüchtete Klimamodelldebatte unserer Tage, in der man die Natur stets als Feind und Gefahr inszeniert.

Gerade darin liegt die Ironie: Unsere Vorfahren meisterten ein Leben an der Seite von tonnenschweren Riesen und wilden Raubtieren. Der Blick auf die Spuren im Schöninger Seeufer zeigt, dass Überleben und Anpassung keine hochtrabenden Theorien brauchten, sondern schlicht die Fähigkeit, mit den gegebenen Umständen zu leben. Der Homo heidelbergensis hatte keine “Net Zero”-Strategie, keine Klimagipfel, keine Weltrettungsrhetorik – und überlebte dennoch vier Eiszeiten und auch deutlich wärmere Temperaturen, als sie heute vorherrschen.

Wenn solche Funde ans Licht kommen, ist dies eine Erinnerung daran, wie wenig wir über die wirkliche Geschichte der Menschheit wissen und wie brüchig die etablierten Narrative sind. Es braucht nicht viel – ein paar Abdrücke im Boden reichen aus, um das Bild neu zu zeichnen. Und vielleicht ist das die wichtigste Lehre aus Schöningen: Die Menschheitsgeschichte verdeutlicht doch, wie widerstandsfähig und robust die Gattung der Hominiden – zu der auch der moderne Homo sapiens sapiens gehört – eigentlich ist.

 

Familienausflug im Pleistozän? Fußabdrücke schreiben die Menschheitsgeschichte um

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