24. August 2025

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Droht Deutschland die längste Rezession seit Jahrzehnten?

 

Die Hoffnungen auf ein Ende der Wirtschaftskrise haben sich zerschlagen: Neue Zahlen zeigen einen überraschend starken BIP-Rückgang.

Die Hoffnungen auf eine baldige Erholung der deutschen Wirtschaft haben einen Dämpfer erhalten. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – also der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in Deutschland produziert werden – im zweiten Quartal 2025 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gesunken. In einer ersten Schnellmeldung war die Wiesbadener Behörde noch von einem Minus von 0,1 Prozent ausgegangen.

Vor allem die Industrieproduktion und das Baugewerbe entwickelten sich im Juni schlechter als erwartet. „Vor allem die Industrieproduktion entwickelte sich schlechter als zunächst angenommen“, erklärte das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung. Auch die privaten Konsumausgaben wurden nach unten korrigiert.

Rezession seit zwei Jahren

Der Rückgang ist ein Rückschlag für Europas größte Volkswirtschaft. Seit zwei Jahren befindet sich Deutschland in einer Rezession, also einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Laut Bundesbank war die Schwächephase nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeprägter als bisher angenommen.

Dabei hatte das Jahr 2025 noch verhalten positiv begonnen. Im ersten Quartal wuchs die Wirtschaft um 0,3 Prozent. Dies war jedoch teilweise auf Vorzieheffekte bei den Exporten in die USA zurückzuführen. Viele Unternehmen wollten noch vor Inkrafttreten höherer US-Zölle ihre Waren ausliefern.

Im April trat dann das von der EU ausgehandelte Handelsabkommen mit den USA in Kraft. Es sieht für die meisten Waren Zölle in Höhe von 15 Prozent vor. Die deutsche Industrie hatte den Deal scharf kritisiert. Im zweiten Quartal kam es dann zu einem Rückprall bei Industrieproduktion und Exporten, wie Bloomberg berichtet.

Investitionen und Bau brechen ein

Neben den Exporten waren hauptsächlich die Investitionen ein Belastungsfaktor. Sie sanken um 1,4 Prozent. Die anhaltende Unsicherheit, etwa durch den Handelskonflikt, bremst die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Auch der Bau, der sich zu Jahresbeginn noch leicht erholt hatte, rutschte erneut ab – trotz eigentlich steigender Nachfrage.

Der private Konsum zeigte sich etwas stabiler. Er profitierte von kräftigen Lohnsteigerungen. Allerdings blieb der Arbeitsmarkt zu schwach, um stärkere Impulse zu setzen. Seit zwei Jahren stagniert das Beschäftigungsniveau. Im zweiten Quartal stieg die Zahl der Arbeitslosen um 50.000 auf 2,95 Millionen. Für Betroffene wird es zunehmend schwieriger, einen neuen Job zu finden, vorwiegend in ihrer angestammten Branche und Region.

 

 

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