Insekten sollen künftig als militärischer Aufklärer genutzt werden. Einen Durchbruch präsentierte China, das per Steuerung des Gehirns den Flugweg von Bienen kontrolliert.
Eine Drohne getarnt als Vogel oder als Biene? Auch daran arbeitet die militärische Forschung intensiv. Doch China präsentierte nun einen noch futuristischeren Zugang: Bienen werden zu Cyborgs, die dann militärisch eingesetzt werden können. Ein Team vom Pekinger Institut für Technologie hat einen Sprung in der Gehirnsteuerung von Insekten entwickelt.
Das Gerät wiegt nur 74 Milligramm. Damit ist es leichter als ein Sack Nektar, den eine Biene normalerweise trägt. Somit ist die Flugfähigkeit durch das Gerät nicht eingeschränkt.
Das Team aus Peking ist ziemlich euphorisch. Man glaubt, „dass Flotten gedankengesteuerter Insekten Gebiete auskundschaften und bei Katastropheneinsätzen helfen könnten“, wie die South China Morning Post berichtet.
Interesting Engineering beschreibt das Ergebnis der Forschung aus Peking:
Arbeitsbienen tragen normalerweise Nektarsäcke, die etwa 80 Prozent ihrer Körpermasse wiegen. Wenn sie in der Luft sind, ziehen sie ihre Hinterbeine an, um den Luftwiderstand zu verringern.
Um die unglaubliche Effizienz der natürlichen Selektion zu nutzen, hat ein Team des Beijing Institute of Technology unter der Leitung von Professor Zhao Jieliang ein System entwickelt, das direkt mit dem Gehirn der Insekten verdrahtet ist.
Das Gerät wird auf den Rücken einer Biene geschnallt. Drei Nadeln stechen in das Gehirn der Biene, und elektronische Impulse befehlen ihr dann, in bestimmte Richtungen zu fliegen. Bei Tests befolgten die Bienen diese Befehle in 90 Prozent der Fälle.
Vor dieser neuen Entwicklung war der leichteste Cyborg-Controller, der in Singapur entwickelt wurde, dreimal so schwer. Mit diesem Gerät konnten Käfer und Kakerlaken gesteuert werden. Das zusätzliche Gewicht führte jedoch dazu, dass sie schnell müde wurden.
Mit ihrem leichteren Gerät glaubt das Team aus China nun, dass sein System es ermöglichen könnte, gedankengesteuerte Bienen als militärische Aufklärer einzusetzen. Das Team veröffentlichte seine Ergebnisse in einem Artikel, der am 11. Juni im Chinese Journal of Mechanical Engineering erschien.
Bei ihren Tests konnten die Wissenschaftler Bienen dazu bringen, sich in verschiedene Richtungen zu bewegen, und Kakerlaken dazu, lange, vorher festgelegte Wege zurückzulegen.
„Insektenbasierte Roboter haben die überlegene Mobilität, Tarnfähigkeit und Umweltanpassungsfähigkeit ihrer biologischen Wirte geerbt“, schreiben Zhao und seine Kollegen.
Es gibt jedoch noch einige Hürden: Bienen benötigen eine kabelgebundene Stromversorgung, während Kakerlaken schnell ermüden. Batteriesysteme verursachen außerdem zusätzliches Gewicht, das die Insekten ermüden würde. Dennoch glaubt das Team, dass ihr Gerät so verfeinert werden könnte, dass die Insekten Suchvorgänge durchführen können. So könnten sie zum Beispiel nach einem Erdbeben nach Überlebenden suchen.
Die Technologie könnte zwar für einen guten Zweck eingesetzt werden, gibt aber auch Anlass zur Sorge, dass eine neue Art von Überwachungsstaat entstehen könnte, in dem jedes Insekt potenziell ein Spion ist.