28. Juni 2025

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Aus ganz alten Büchern lernen: Hildegardmedizin

 

Überall auf dem Globus existieren hochwirksame traditionelle Medizinsysteme. Diese sehen sich, wie gerade wieder die Homöopathie, regelmäßigen Angriffen ausgesetzt, egal wie effektiv sie in der Praxis sein mögen. Manche sind nur wenig bekannt, etwa die europäische Hildegardmedizin als spezielle Ausformung der mittelalterlichen Klosterheilkunde. Ein natürliches Heilsystem, das mehr Beachtung verdient.

Da der Mensch mit der Natur und ihren Kräften untrennbar verbunden ist, und er (dies immer bildhaft gesprochen) aus ihren „Elementen“ Wasser, Feuer, Luft und Erde besteht, finden sich in der Natur auch stets Heilmittel, die unsere Lebensenergie und unser Immunsystem fördern und stärken.

Nicht nur in den traditionellen Heilsystemen Asiens (TCM, Ayurveda, Tibetische Medizin), sondern auch in der westlichen Antike wurden alle Krankheiten je nach ihrer Entstehung in warme und kalte oder feuchte und trockene Zustandsbilder eingeteilt. Ein Mittel, welches die Gesundheit (sprich den Zustand natürlicher Harmonie) wieder herstellen kann, muss in diesem Fall der jeweiligen Krankheit möglichst entgegenwirken: „Hitze“ (Fieberzustände oder Entzündungen) wird etwa durch Maßnahmen und Heilkräuter mit kühlender Wirkung behandelt. Bei fehlender innerer Wärme dagegen (etwa einer Verkühlung oder auch im Alter) wird die Anwendung wärmender Mittel empfohlen. Diese Denkweise prägt zum großen Teil auch unser europäisches Volksheilwissen, wobei die „Hildegardmedizin“ als eigener Teil der bekannten Klosterheilkunde langsam wieder mehr Bekanntheit erfährt. Denn schon vor 50 Jahren waren die lateinischen Originalschriften in Österreich einem Arzt aufgefallen.

Hildegard, die rebellische Visionärin

Hildegard von Bingen (1098 – 1179) war zu ihrer Zeit im ganzen Abendland als Visionärin und Mystikerin bekannt. Sie kam schon als 14-jähriges Mädchen zu den Benediktinern auf dem Disibodenberg bei Bad Kreuznach und durfte im Kloster nicht nur die Heilige Schrift, sondern auch alle wichtigen Naturwissenschaften oder Gartenarbeit lernen. Bereits als Kind hatte sie Visionen und hörte Stimmen, was sie später aber für sich behält. Erst 1141, mit über 40 Jahren, hat sie eine sehr starke Vision, in der sie aufgefordert wird, alles was sie sieht, auch niederzuschreiben. Nach anfänglicher Weigerung, was Hildegard schwer krank werden lässt (ein Werdegang, wie er weltweit auch von großen Schamanen oft beschrieben wird), kann sie mit Hilfe des im selben Kloster lebenden Mönchs Volmar die Wunder ihrer „Schau“ zusammenfassen. Er gießt ihre Aussagen in Schriftform, berichtet aber auch dem Abt des Klosters über die Vorgänge, was in der damaligen Zeit für eine Frau und Nonne durchaus gefährlich werden konnte. Hildegard war also – man möchte es kaum glauben – eine erste Schwurblerin, Querdenkerin und Aluhutträgerin, denn noch herrschte die Kirche.

Doch es entwickelt sich alles zum Guten und der Ruf, Hildegard sei eine echte Prophetin, festigt sich (damals durfte man sogar das noch sein und unliebsame Aussagen wurden nicht gleich als „Hassrede“ abgekanzelt). Ihr erstes theologisches Werk „Scivias“ („Wisse die Wege“) erreichte sogar den Papst, der sich davon begeistert zeigt und später feststellen wird, Hildegards Visionen kämen tatsächlich von Gott und nicht vom Teufel. Das bewahrte sie davor, als Ketzerin angesehen und am Ende vor das Kirchengericht gestellt zu werden. Sie betrieb außerdem eine umfangreiche Korrespondenz mit hohen Persönlichkeiten ihrer Zeit, las ihnen manchmal sogar kräftig die Leviten, und unternahm selbst im Alter noch Predigtreisen.

Trotzdem wird sie im katholischen Umfeld (vom „System“ sozusagen) erst einmal abgelehnt, weil Frauen damals zu schweigen und schon gar nicht eigene Schriften zu verbreiten hatten. Doch Hildegard macht unbeirrt weiter. Es entsteht ihr wichtigstes Werk, die „Physica“ (Naturkunde). Darin beschreibt sie die Heilwirkung von Pflanzen, Metallen und Edelsteinen, außerdem enthält es Lehren darüber, wie Säugetiere, Fische oder Vögel dem Menschen nützen und was er davon mit Vorteil essen kann. In „Causae et Curae“ (Heilkunde) spricht Hildegard sogar offen über den gesunden Umgang mit Lust und Sexualität – ein wahrer Skandal im erzkatholischen Kaiserreich.

Da sie Pilger aus aller Welt empfing, dürften auch Berichte arabischer Gelehrter in ihr Werk eingeflossen sein und sie ergänzte alles mit eigenen Beobachtungen. Als Ärztin im üblichen Sinn trat die „visionäre Nonne“ aber niemals auf. Sie etablierte sich eher als herausragende Komponistin geistlicher Musik und gründete noch vor ihrem ersten Buch unter größten Mühen ein eigenes Frauenkloster auf dem Rupertsberg bei Bingen, dessen Äbtissin sie war. Hildegard erreichte das hohe Alter von 82 Jahren, obwohl sie Zeit ihres Lebens selbst an vielen Krankheiten litt. Ihr Werk blieb lange Zeit vergessen und erst 2012 wurde sie von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen (allerdings nicht wegen des Medizinwissens). Ihr Gedenktag ist der 17. Oktober.

Eine sensationelle Entdeckung

Hildegards Heilsystem existierte bis ins 20. Jahrhundert nur unbeachtet auf dem Papier. Bis der Arzt Dr. Gottfried Hertzka die alten Folianten bereits während seines Studiums entdeckte und später in seiner Praxis feststellte, wie nützlich und wirksam ihre Ratschläge und Rezepte waren. 1976 gründete er in Österreich die Bewegung „Bund der Freunde Hildegards“ und rief eine Zeitschrift ins Leben, die bis heute besteht. Mit Hilfe des Naturforschers Helmut Posch entstand zeitgleich der größte, nach wie vor aktive Versandhandel von hochwertigen Original-Hildegard-Produkten. Hier musste man erst einmal den Anbau des für Hildegard so wichtigen Dinkelkorns organisieren und empfohlene Gewürze wie Galgant oder Bertram auftreiben.

Ziemlich neu war bei Hildegard die Ermutigung zur Selbstverantwortung. Ihre genauen Rezeptvorgaben richten sich direkt an die Kranken, indem sie schreibt: Mach dieses oder tue jenes…“und du wirst geheilt.“ Oft jedoch mit einer wichtigen Ergänzung: „Es sei denn, Gott will nicht.“ (Nisi Deus nolit). Sie machte also keine irrationalen Heilversprechen. Natürlich soll das heute kein Hinweis sein, den Arzt zu meiden, Hildegard erinnert aber daran, erst im Vorfeld zu prüfen, was wir selbst bei Beschwerden tun und wie wir uns gesund erhalten können. Dazu verweist sie auf nützliche Lebensregeln wie das Maßhalten, die „goldene Mitte“ in allen Dingen (Aurea mediocritas). Sorge für Bewegung, genügend Schlaf und reinige deinen Körper, so Hildegard. Fördere außerdem deine Tugenden, halte dich von Bösem fern und pflege die Seele! Liebe und schätze die Natur, blicke oft am Tag auf Gras und grüne Wiesen. Sie war wohl auch die erste „Wald- und Wiesenbademeisterin“.

Herzwein, Galgant und Nervenkekse

Das heute wohl bekannteste „Hildegardmittel“ ist der äußerst wohlschmeckende „Herzwein“ mit Petersilie und Honig, zu dem sie schreibt: „…trinke den Petersilientrank oft, denn er ist gut für Herz und Milz.“ Wer Petersilie anpflanzt, kann den Wein selbst machen, man braucht dazu aber dicke Stängel. Der Hildegard-Arzt Dr. Wighard Strehlow aus Konstanz gibt in seinem Buch an: 8 Petersilienstängel und 2 EL Weinessig in 1 l gutem Bio-Tafelwein 5 Minuten kochen, dann 150g Honig zufügen und nochmals 5 Minuten köcheln lassen. Abseihen und zurück in die Flasche füllen – 3 Likörgläser am Tag trinken. Dass der Honig in diesem Rezept erhitzt wird, schadet nicht – im Gegenteil, auf diese Art wirkt er zusammen mit der Petersilie reinigend und bei Ödemen entwässernd.

Bei allen (vor allem auch nervösen) Herz- und Kreislaufbeschwerden kombiniert man ihn zusätzlich mit Galgantwurzel (etwa als Kräuter-Tabs). Beliebt ist der Hildegard-Wermutwein für wirksame Frühjahrskuren oder der Hildegard-Veilchentrank mit Galgant und Süßholz gegen „Melancholie“. Heute stehen zahlreiche Medizinalweine nach Hildegard zur Verfügung, die nachweislich hocheffektiv sind. Bekannt und beliebt sind auch „Hildegard-Nervenkekse“ mit Zimt, Nelken und Muskat. Einige Stück pro Tag genossen, so Hildegard, „…bringt alle Bitterkeit des Herzens und deiner Gesinnung zur Ruhe, öffnet dein Herz…und macht dich leistungsfähig.“ Die Gewürzmischung ist fertig erhältlich (Rezept steht meist auf der Packung), dazu braucht man Dinkelmehl, etwas Rohrzucker und Ei. Die Kekse gibt es, wie alle übrigen Mittel in jedem Hildegardladen oder im Hildegardversand. Leicht erhältlich ist auch das „Pelargonien-Mischpulver“ als großartiges Mittel bei Grippe und Infektionen (ziemlich sicher wertvoll bei Covid – wie so vieles andere).

Einer ganzen Reihe von mutigen „Schwurblern und Querdenkern“ der 80er-Jahre verdanken wir es jedenfalls, dass Hildegardmittel heute für jeden zur Verfügung stehen. Sogar der österreichische Bundespräsident Rudolf Kirchschläger setzte sich für die Hildegardmedizin ein! In der Coronazeit hat sie zweifellos vielen Menschen wirksame Hilfe geleistet.

Dass die Pharma- und Medienindustrie sich bis heute kaum für diese Medizinlehre interessiert – außer sie zu ignorieren und bei Gelegenheit abzuwerten oder vor ihr „zu warnen“ – liegt daran, dass alle Rezepturen bekannt, durch einschlägige Literatur klar einsehbar und zudem billig sind. Man könnte sie nicht patentieren ohne etwas hinzuzufügen, das für die Wirkung überhaupt nicht nötig ist (ein üblicher Kunstgriff der Pharmabranche). Man kann die Rezepte dank der Originalschriften auch nicht verfälschen, höchstens falsch interpretieren.

Denken wir aktuell an die Bestrebungen, etwa die Homöopathie verschwinden zu lassen, dann könnte danach genauso die Produktion von Hildegardmitteln dran sein – also nicht Augen und Ohren verschließen vor diesen hinterhältigen Angriffen auf Naturheilweisen und alternative Medizinsysteme. Je wirksamer sie in der Praxis sind, umso stärker dürften solche Bestrebungen zur „Abschaffung“ in Zukunft werden. Man kann sich denken warum…

Hildegard-Ernährung als Gesundheitsfaktor

Hildegard beachtete natürlich auch Subtilitäten in der Nahrung, ob diese also eher wärmend oder kühlend wirkt. Im Zentrum steht für sie das Dinkel-Urkorn als bestes Getreide, das meist sogar bei starker Glutenempfindlichkeit vertragen wird (Achtung: nicht bei echter Zöliakie!). Einige Nahrungsmittel (darunter Schweinefleisch, Lachs, Porree, Erdbeeren oder Steinobst) bezeichnet sie dagegen als „Nahrungsgifte“, was nicht wörtlich zu nehmen ist. Jedoch, so Hildegard, „erregen diese im Menschen Stürme und vermehren üble Säfte“, es geht um das ungesunde Übermaß. Hier darf jeder für sich selbst austesten, ob es zutrifft. Sie warnte auch vor zu viel Rohkost, da diese den Magen und damit den ganzen Körper zu sehr auskühlt. Auf dieser Basis stimmen ihre Schriften etwa völlig mit chinesischen, indischen oder tibetischen Ernährungslehren überein. So mancher Ernährungsfehler kann mit Kräutern und Gewürzen ausgeglichen werden, von denen etwa Bertram, Galgant und Quendel in keiner Küche fehlen sollten. Seelische Einkehr und moderates Fasten wird von Zeit zu Zeit empfohlen – es ergänzt andere Reinigungstherapien, wie das Schröpfen oder den Hildegard-Aderlass (der ganz bestimmten zeitlichen Vorgaben folgt und dann keineswegs schädlich, sondern vor allem bei Hochdruck und zur Blutbildung heilsam ist – Blutspenden, vor allem zur Unzeit, ist etwas anderes!). Als besonders gesund galten bei Hildegard u. a. Mispeln, Quitten, Edelkastanien, Kürbisgemüse oder Fenchel in jeder Form. Es lohnt sich, in „Hildegard-Kochbüchern“ zu stöbern und sich in ihre Aussagen über unterschiedlichste Nahrungsmittel einzulesen. So manches erscheint uns dabei fremd, doch man kann zu hilfreichen Einsichten gelangen. Etwa, dass man Äpfel besser gekocht oder gebraten isst und warum man bei Birnen das Kochwasser wegschütten soll – plötzlich bessert sich dann eine lädierte Verdauung. Oder der „Bärwurz-Birnhonig“ nach Hildegard von Bingen reinigt unseren Darm im Sinne eines echten „Great Reset“ – zu empfehlen bei jeder chronischen Erkrankung (Selbstherstellung mit fertig erhältlichem Kräuterpulver plus Birnen und Honig).

Nur ein Streiflicht: „Beinmedizin“ nach Hildegard von Bingen

Wie „anders“ die Rezepte der Hildegardmedizin sind, zeigt sich etwa anhand ihrer Rezepte und Anwendungen bei diversen Beinleiden. Während Krampfadern hier meist mit Präparaten aus Rosskastanie, Mäusedorn oder rotem Weinlaub behandelt werden, empfiehlt Hildegard eine Brennnesselsaft-Hanf-Kompresse. Sie hilft ebenfalls bei Venenentzündungen und die Schmerzen lassen rasch nach. Es gibt im Handel sowohl den Saft, als auch die Hanftücher (genaue Anleitungen in der Hildegard-Literatur). Sehr wirksam für den Kreislauf ist auch hier der Petersilien-Honigwein, genommen in Verbindung mit 3-mal täglich einer Messerspitze Bertram-Mischpulver (aus Bertram, Ingwer und Pfeffer – erhältlich als „Beinwohl-Tabs“). Nach den Umschlägen und zur Nachbehandlung empfiehlt Hildegard das Einreiben der Beine mit Mariendisteltinktur, außerdem gibt es ein Beinpflegeöl. Bei offenen Beinen unterstützt eine Kur mit Beifußhonig, hat man Beinschmerzen durch Verkühlung oder Muskelverspannung, hilft die Lorbeer- oder Wermutcreme sowie ein Rosen-Massageöl. Es ist äußerst wertvoll, dieses Wissen zu kennen. Die besten Quellen finden Sie unten.

All das soll keineswegs fachliche Diagnosen oder Therapien ersetzen und jede Anwendung geschieht natürlich in Eigenverantwortung. Es zeigt lediglich auf, was abseits des „Heilungs-Mainstreams“ stattfindet. Dass es keiner so laut ausspricht, ist vor allem seit Corona, eine andere Geschichte…ähnlich wie die mit dem „Pferde-Entwurmungsmittel“. Wer hat schon Lust, sich dauernd in die Nesseln zu setzen oder lächerlich machen zu lassen.

Zur Hildegardmedizin wird durchaus auch Forschung betrieben, die allerdings aus den genannten Gründen kaum öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. Immer wieder zeigt sich, dass die Inhaltsstoffe der Mittel sinnvoll sind und ihre Wirksamkeit durch chemische Analysen in den meisten Fällen belegt werden kann. Ärztliche Praxiserfolge haben diese Erkenntnis bisher laufend unterstrichen.

Literatur und Quellen zur Hildegardmedizin (Auswahl):

Arnold Guillet (Hrsg.): So heilt Gott: Die Medizin der hl. Hildegard von Bingen als neues Naturheilverfahren: Die Medizin der heiligen Hildegard von Bingen als neues Naturheilverfahren. Christiana Verlag 2014 (Originaltext von Dr. Hertzka)

Gottfried Hertzka / Wighard Strehlow: Große Hildegard-Apotheke: Die Medizin der hl. Hildegard von Bingen. Christiana Verlag 2017 (Standardwerk)

Helmut Posch: Was ist Hildegard-Medizin? (Band 1) und Hildegard von Bingen: Eine neue Ära der Medizin (Band 2), beide im Selbstverlag, St. Georgen 1983 und 1992

Dr. Wighard Strehlow: Die Hildegard-Naturapotheke: Heilmittel und Rezepte von A bis Z. Knaur-MensSana 2014

Petra Maria Zitzenbacher: Hildegard von Bingen Küche: Nachhaltig & heilsam kochen. Freya Verlag 2020

www.st-hildegard.com (Dr. Wighard Strehlow, Konstanz / Hildegard von Bingen-Stiftung)

www. HildegardvonBingen.at (Versand H. Posch, liefert auch nach Deutschland, eigene Drogerie und Produktion, Beratung, Zeitschrift „Hildegard-Kurier“)

www.hildegard-universum.de (umfangreiche Infos, Erfolgsberichte)

www.hildegards-laden.com (Jura Naturheilmittel)

Auch Online-Apotheken führen die meisten Hildegardmittel.

 

 

Aus ganz alten Büchern lernen: Hildegardmedizin