14. September 2025

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Sky Shield zur Drohnenabwehr

 

Ministerin Tanner drängt auf Sky Shield zur Drohnenabwehr – das ist dafür gar nicht vorgesehen

Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) lässt vom Regierungslautsprecher ORF verkünden, sie würde auf eine raschere Umsetzung von Sky Shield drängen. Dies wäre aufgrund der akuten Bedrohung durch russische Drohnen notwendig. Nur: Sky Shield ist laut offiziell verfügbaren Daten überhaupt nicht zur Drohnenabwehr vorgesehen und nur bedingt dazu geeignet. Dies bestätigt auch ein aktueller Text des Österreichischen Bundesheeres. Desinformiert die Politikerin vorsätzlich oder ist sie schlecht beraten?

In einer aktuellen Übersicht des Österreichischen Bundesheeres wird genau beschrieben, wozu das Luftraumüberwachungs- und Verteidigungssystem Sky Shield in der Lage ist – und wozu nicht. Darin heißt es wörtlichDie Drohnenabwehr fällt nicht unter die “European Sky Shield Initiative”.

Dass Drohnen eine militärische Bedrohung darstellen, steht außer Frage. Der Krieg in der Ukraine hat gezeigt, dass der Einsatz von Drohnen und Drohnenabwehrsystemen im heutigen Kriegsgeschehen die höchste Priorität hat. Die dafür entwickelten Systeme haben aber mit Sky Shield nichts zu tun. Als effizient gelten für diese Aufgabe Gepard, Skyranger 30/35, Vulcan-Systeme, Abfangdrohnen, Störsender oder die neuesten Laserwaffen-Entwicklungen. Gegen Drohnen, wie sie in der Ukraine eingesetzt werden, wäre Sky Shield nur begrenzt nützlich.

Die europäische „Sky Shield“-Initiative verfolgt das Ziel, den Kontinent gegen die gravierendsten Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Kernaufgabe ist die Abwehr von ballistischen Raketen, Marschflugkörpern und feindlichen Kampfflugzeugen. Dafür sollen mehrschichtige Systeme ineinandergreifen: Während Patriot- und IRIS-T-Raketen Angriffe in mittlerer Reichweite bekämpfen, ist mit dem israelischen Arrow-3-System erstmals auch ein Schutz gegen weitreichende ballistische Raketen vorgesehen, die sogar jenseits der Erdatmosphäre zerstört werden können.

Gegen Massen billiger Drohnen, wie sie Russland im Ukraine-Krieg einsetzt, ist Sky Shield hingegen kaum ausgelegt. Hier wären spezialisierte Flugabwehrkanonen, elektronische Störsender oder Laserwaffen deutlich kosteneffizienter. Ein nachvollziehbarer Nutzen der Initiative liegt vielmehr darin, Europa vor existenziellen Angriffen zu bewahren und durch die gemeinsame Luftraumüberwachung Abschreckungskraft gegenüber möglichen Aggressoren zu entfalten.

Auch der Kostenfaktor ist bei der Drohnenabwehr relevant. Eine IRIS‑T‑SLM‑Rakete kostet zwischen 250.000 und 400.000 Euro – damit auf 1.000 Euro Drohnen zu schießen, wäre alles andere als kosteneffizient. Günstige elektronische Maßnahmen wie Jamming, GPS-Störung und dergleichen sind in Sky Shield nicht vorgesehen.

Das ist die offiziell verfügbare Faktenlage. Ungeachtet dessen verstieg sich die ÖVP-Ministerin gegenüber dem ORF zu folgenden Aussagen:

„Die Vorfälle und Bedrohungen der letzten Tage machen eines sehr deutlich: Österreich und die europäischen Staaten müssen schneller verteidigungsfähig werden.“ „Sky Shield“ ist aus Tanners Sicht der „beste und wirksamste Schutz gegen Bedrohungen aus der Luft durch Raketen oder Drohnen.“ Europa müsse einen gemeinsamen Schutzschirm über den gesamten Kontinent spannen.

Zitat Artikel in ORF Online

Übrigens äußert Tanner im genannten ORF-Bericht auch Angst vor Desinformation. Damit meint sie möglicherweise Journalisten, die ins Detail gehende, kritische Fragen stellen würden. Mit solchen Journalisten konfrontieren sich ÖVP-Politiker schon lange nicht mehr – und der ORF wird hier wohl auch weiterhin nicht liefern, worauf Millionen Gebührenzahler ein Anrecht hätten.

 

Ministerin Tanner drängt auf Sky Shield zur Drohnenabwehr – das ist dafür gar nicht vorgesehen

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