29. August 2025

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ePA, Pflege, Pädiatrie – Laura zum aktuellen Stand im Gesundheitssystem

 

Dr. Laura Dalhaus bringt uns wieder auf den neuesten Stand in der Gesundheitspolitik – und es gibt einiges zu berichten. Die Telematik-Infrastruktur steht massiv in der Kritik. Besonders die elektronische Patientenakte (ePA) und das e-Rezept sorgen für Frust: Störungen und Ausfälle sind an der Tagesordnung, viele vergleichen die Zuverlässigkeit schon ironisch mit der Deutschen Bahn. Während die Gematik betont, dass es nur selten Probleme gebe, sieht die Realität in den Praxen anders aus. Das perfide daran: Die Kassenärztlichen Vereinigungen müssen Praxen sanktionieren, die noch nicht ePA-fähig sind – gleichzeitig haben rund ein Viertel der Anbieter von Praxisverwaltungssystemen das notwendige Modul noch gar nicht bereitgestellt.

Für Ärzte steigt damit nicht nur das finanzielle Risiko, sondern auch die rechtliche Unsicherheit. Laura berichtet von einem aufsehenerregenden Fall: Ein Intensivmediziner wurde des Mordes angeklagt, nachdem er einem 69-jährigen Patienten nach vier Wochen Intensivtherapie mit Intubation und Beatmung Morphium verabreichte, woraufhin dieser verstarb. Die Angehörigen hatten mehrfach betont, dass der Patient keinesfalls dauerhaft pflegebedürftig sein wollte.

Dieses Urteil führt nun dazu, dass Ärzte noch mehr Angst haben müssen, für Therapieabbrüche juristisch belangt zu werden – eine Entwicklung, die medizinisch und juristisch absurd ist. Der Druck im System steigt: Ein Drittel aller Ärzte in Weiterbildung denkt inzwischen über einen Ausstieg nach.

Kein Wunder – die hohe Belastung begünstigt Fehler. Gleichzeitig gibt es Strukturen wie den ärztlichen Notdienst, den die Niedergelassenen selbst finanzieren müssen. Laura zahlt dafür 600 Euro pro Quartal – und macht im Einsatz am Ende Verlust. Trotzdem steht sie am nächsten Morgen wieder in der eigenen Praxis. Für den TK-Chef Jens Baas offenbar kein Problem: Er fordert für niedergelassene Ärzt:innen eine Nullrunde, also keinerlei Vergütungsanpassungen. Dazu kommt die Bindung der Heilmittel an die Grundlohnsumme.

Laura wirft außerdem einen Blick auf das Pflegebudget. Die Idee war ursprünglich, dass Krankenkassen die Kosten für Pflegekräfte komplett übernehmen, damit Krankenhäuser nicht länger am Personal sparen. Doch die Realität sieht anders aus: Pflegekräfte übernehmen inzwischen viele Tätigkeiten, die vorher von Servicekräften erledigt wurden.

Auf diese Weise profitieren große Konzerne wie Helios, während die GKV-Kassen finanziell immer weiter ausbluten. Ein besonderes Ärgernis ist für Laura die Krankenhausreform von Gesundheitsministerin Nina Warken. Pädiatrische Fachrichtungen werden darin schlicht ignoriert. Chronisch kranke Kinder müssen teilweise weite Strecken zurücklegen, um behandelt zu werden.

Auch die Bedarfsplanung ist realitätsfern: Sie zählt alle Ärzte, die „irgendetwas mit Kindern“ machen, als Kinderärzte – wodurch in Städten wie Dortmund ein massiver Mangel an Kinderärzte herrscht, die klassische Fälle wie Infekte versorgen könnten. Zum Schluss spricht Laura noch den Fall Joachim Volz an, dem es untersagt wurde, eine medizinisch notwendige Abtreibung durchzuführen.

Für sie ist klar: Wenn Kliniken bestimmen dürfen, welche Leistungen erbracht werden und welche nicht, dann geht es längst nicht mehr um Patienten – sondern nur noch um wirtschaftliche Interessen.