Steigende Zusatzbeiträge, wachsende Ausgaben: Das deutsche Gesundheitswesen steht unter Druck. Die Arbeitgeberverbände wollen unnötige Arztbesuche nun mithilfe einer »Kontaktgebühr« erschweren.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) plädiert für eine neue Art der Praxisgebühr. Geschäftsführer Steffen Kampeter schlug im Politico-Podcast »Berlin Playbook«
eine sogenannte Kontaktgebühr vor, die bei jedem Arztbesuch fällig werden soll. »Wir Arbeitgeber wollen, dass die Krankenversicherungsbeiträge endlich stabil werden. Das bedeutet aber, wir brauchen auch geringere Ausgaben«, sagte er. Ziel der Gebühr sei eine effizientere Patientensteuerung.
Die Gebühr solle vordergründig nicht die Einnahmen der Kassen steigern, sondern unnötige Arztbesuche verhindern und Patienten zu medizinisch sinnvollen Terminen lenken. »Mir geht es nicht primär um die Einnahmen, sondern darum, Ärzte-Hopping zu begrenzen«, erklärte Kampeter. Anders als die frühere Praxisgebühr von 2004 bis 2012, die zehn Euro beim ersten Quartalsbesuch verlangte, würde die Kontaktgebühr bei jedem Termin anfallen.
Der Verbandsvertreter warnte zugleich vor einer Überlastung des Sozialstaats. »Der Sozialstaat ist quasi insolvent«, sagte Kampeter. Er kritisierte, dass die Sozialausgaben in den vergangenen Jahren deutlich schneller gewachsen seien als die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes.
Auch der Bundesrechnungshof sieht die Krankenkassen unter Druck. In einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestags hatte er zuletzt vorausgesagt, dass nach einem Rekordwachstum bei den Ausgaben im vergangenen Jahr auch künftig die Einnahmen der Krankenkassen durchgängig unter den Ausgaben bleiben würden. Das jährliche Milliardendefizit könnte den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz demnach um 0,3 Beitragspunkte pro Jahr erhöhen.
lkö/dpa
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