11. August 2025

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Studie: Wie sich die WHO über private (anonyme) Geber finanziert

 

Das British Medical Journal bestätigt in einer Studie die Abhängigkeit der WHO von Big Pharma, Big Tech und anonymen privaten Gebern. Die Zahlungen fließen an die WHO-Stiftung, den privaten Geldbeschaffungsarm der UN-Organisation, die erst 2020 gegründet wurde.

Wer finanziert die WHO-Stiftung? Eine Transparenzanalyse der Spendenoffenlegungen über die ersten drei Jahre ihres Betriebs“ lautet der Titel der Studie, die vor etwa einer Woche im BMJ erschienen ist. Das Paper untersucht die Finanzierung der WHO Foundation (WHOF) von Mai 2020 bis Dezember 2023.

Die WHO-Stiftung wurde tatsächlich erst im Mai 2020 gegründet, zu einem Zeitpunkt, als die WHO eine zentrale Rolle auf der weltpolitischen Bühne spielte. Die Gründung erfolgte in der Schweiz mit dem Ziel, neue Finanzquellen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erschließen, insbesondere Mittel aus „nicht-traditionellen Quellen“. Der Gründer und Vorsitzende Thomas Zeltner betonte bei der Gründung: „Die primäre Mission ist es, die drängendsten globalen Gesundheitsherausforderungen anzugehen.“

Die Stiftung soll die Finanzierung der umstrittenen WHO ergänzen, ist jedoch eine private Institution und gehört nicht zur UNO. Die Untersuchung kommt zu kritischen Ergebnissen: „Die derzeitige Transparenz der Geldgeber ist gering, wodurch die WHOF – und damit auch die WHO – dem Risiko einer Rufschädigung oder unzulässiger Einflussnahme ausgesetzt sein könnte. Diese Risiken bestehen für finanzielle Beiträge, die bislang relativ gering waren und eher den Prioritäten der Geldgeber als denen der WHO entsprachen.“

Die Untersuchung hebt hervor, dass angesichts einer zunehmenden Kommerzialisierung der globalen Gesundheitspolitik die Einflussnahme privater Akteure wächst.

Die Analyse basiert auf den von der WHOF veröffentlichten Spendenberichten, die als PDF-Dokumente auf ihrer Website verfügbar sind. Diese Berichte listen Spender, Beträge und Zwecke auf, weisen jedoch erhebliche Einschränkungen auf: Anonyme Spenden machen einen großen Teil aus, genaue Daten fehlen oft, und die Berichte haben keinen rechtlichen Wert, sondern dienen lediglich der Information.

Die Autoren kategorisierten die Spenden nach Spender-Typ (z. B. Unternehmen, Stiftungen, Einzelpersonen, anonym), Betrag und Zweck. Insgesamt wurden Spenden im Wert von 82 Millionen US-Dollar analysiert. Anonyme Beiträge machen über 50 % der Summe aus: „Anonyme Spenden über 100.000 US-Dollar stellten mehr als 50 % des Werts aller offengelegten Spenden dar.“ Zudem nehmen anonyme Großspenden zu: Von 2022 bis 2023 stiegen sie um 70 Prozent.

Nach den anonymen Gebern folgen Finanzspritzen von privaten philanthropischen Stiftungen, Social-Media-Unternehmen, Medizingeräteherstellern, der Lebensmittelbranche, Banken, der Finanzindustrie und der Pharmabranche. Konkrete Geberunternehmen sind unter anderem:

• Nestlé (frühe große Spende)
• Sanofi (Beitrag zu Initiativen für Diabetes und Schlafkrankheit)
• Boehringer Ingelheim (Beitrag zu Initiativen für Diabetes und Schlafkrankheit)
• Novo Nordisk (Beitrag zu Initiativen für Diabetes und Schlafkrankheit)
• TikTok (Beitrag zur Mental-Health-Initiative)
• Maybelline (Beitrag zur Mental-Health-Initiative)
• Meta (in-kind: Werbefläche, ca. CHF 415.503 in 2022)
• Amazon (in-kind: Media Partnership, ca. CHF 92.334 in 2022)

Die Spenden verteilen sich auf verschiedene Zwecke, darunter COVID-19-Maßnahmen, andere Pandemie-Präventionsprojekte, „Digital Health“, Unterstützung für die Ukraine und Gaza. Während Geld auch allgemein an die WHO fließt, dominieren zweckgebundene Mittel.

Nestlé war 2020 einer der ersten Geber, was damals Kritik auslöste, wie die Autoren schreiben. Mittlerweile ist es jedoch ruhig um die WHO-Stiftung geworden. Die Studie warnt vor „Netzwerken des Einflusses und Beziehungen zu kollektiven Akteuren, die schädliche Praktiken propagieren“. Ein konkretes Urteil darüber kann jedoch – aufgrund des Mangels an Transparenz – nicht gefällt werden.

Als Geber schließt die WHO-Stiftung lediglich Tabak- und Waffenhersteller aus; alle anderen dürfen die WHO finanzieren. Dies lässt schnell an Medikamenten- und Impfstoffhersteller denken.

Die Forscher fordern strengere Transparenzregeln und unabhängige Überwachung. Die Studie – trotz einer wohlwollenden Haltung gegenüber der WHO – macht deutlich, dass die Stiftung ein hohes Risikopotenzial birgt, die Gesundheitspolitik zu kompromittieren. Sie plädiert für eine kritische Auseinandersetzung mit philanthropischen Strukturen in der internationalen Gesundheit.

 

 

Studie: Wie sich die WHO über private (anonyme) Geber finanziert