Man kann der Ansicht sein, dass Europa asiatische Medizinsysteme nicht braucht. Dabei übersieht man aber nicht nur, wie wichtig künftig der Austausch medizinischen Wissens in einer globalen Welt sein wird, sondern auch, dass traditionelle Systeme meist besser mit chronischen Erkrankungen umgehen können, als unsere universitäre Akutmedizin, die primär auf Symptombekämpfung statt echter Heilung setzt.
Oft hat man den Eindruck, es handle sich um eine Reihe von „Zufällen“, wenn etwas gerade so und nicht anders läuft. Tibeter bzw. Buddhisten sähen die Situation anders und würden meinen: Es musste einfach sein – es war „Karma“.
Tibetische Medizin als zufällige Entdeckung
1997 gab der Schweizer Filmregisseur und Hochschuldozent, Prof. Franz Reichle, zur New Yorker Premiere seiner neuen Film-Doku „Das Wissen vom Heilen“ ein Interview. Zuvor hatte so gut wie niemand in unseren Breiten etwas über Tibetische Medizin gehört – noch weniger davon, dass dies eine ernst zu nehmende asiatische „Schulwissenschaft“ sein könnte. Reichle hatte einige Jahre in Russland gelebt, wo er einen Film über den drohenden Untergang der sibirischen Burjaten (ein mongolischer Volksstamm) drehte. Dieser wandte seit jeher schamanische Medizinpraktiken an (während der Perestrojka heimlich, weil verboten).
Im 17. Jht. waren die Burjaten auch Buddhisten geworden und rezipierten ebenso die Tibetische Medizin. Reichle wollte darüber mehr erfahren, besuchte buddhistische Klöster und lernte den Mönchsarzt Chimit Dorzhi Dugarov kennen, dessen Arbeit und persönliche Ausstrahlung ihn faszinierten. Sein Umgang mit den Kranken und die Erfolge mit selbst hergestellten Kräuterarzneien erschienen Reichle zunächst direkt magisch, bevor er erkannte, dass es sich um ein über viele Jahrhunderte systematisch gelehrtes Medizinsystem handelt. Er forschte weiter und konnte die prompte Wirkung so genannter tibetischer „Juwelenpillen“ (mit bis zu 165 Zutaten) im Rahmen einer Ruhr-Erkrankung sogar selbst erleben. Diese werden allerdings nur in Asien bzw. Indien angewendet, da sie aus westlicher Sicht nicht marktfähig und schon gar nicht herstellbar wären. Dieses „Know How“ besitzen nur die Tibeter selbst und geben es auch bis heute nicht weiter.
1998 wird dann in der weithin bekannten TV-Talk-Show des Pastors Jürgen Fliege „Sanfte Medizin bei Fliege“ nicht nur Franz Reichle, sondern auch der Biophysiker Dr. Herbert Schwabl auftreten. Er hatte als einer der ersten Wissenschaftler die Effekte original tibetischer Kräuterrezepturen (etwa mit Hilfe der Bio-Luminiszenz) nach westlichen Kriterien untersucht. Daneben kamen Betroffene zu Wort, denen diese Pflanzenmedizin, vor allem bei Herz- und Gefäßproblemen, selbst dann noch geholfen hatte, wo die westliche Medizin keinen Ausweg mehr bot. Diese Sendung inspirierte letztlich auch mich dazu, das erste Buch zur wichtigsten tibetischen Kräuterformel im Westen zu schreiben (aktuell 9. Auflage/bacopa).
Von Tibet bis in die Schweiz
Bei der Arbeit an seiner Film-Doku „Das Wissen vom Heilen“ war für Franz Reichle am erstaunlichsten, dass alle Recherchen zur Tibetischen Medizin ihn schließlich zurück in die Schweiz führten. Ausgerechnet in der Hochburg westlicher Pharmakonzerne kam 1954 nämlich einer ihrer Mitarbeiter, Karl Lutz, in einem Vortrag mit Tibetischer Medizin in Berührung und lernte später den polnischen Chirurgen Peter Badmajew kennen, einen Nachfahren des tibetischen Arztes Sultim Badma. Von diesem polnischen Arzt erhielt Karl Lutz eine Liste mit Aufzeichnungen über tibetische Kräuterformeln, die niemand mehr haben wollte. Er jedoch war fasziniert, ließ einige Rezepturen probeweise – sozusagen am Küchentisch – herstellen und sie von Schweizer Ärzten testen, mit absolut verblüffendem Erfolg.
Lutz wählte für diese Kräuterformeln die Bezeichnung „Padma“, ein Begriff, der im indischen Sanskrit für die Schönheit und Reinheit der Lotosblüte steht – vielleicht auch als sprachlichen Anklang an Sultim Badma. 1969 gründete Karl Lutz in Zürich eine Firma und lud den aufstrebenden Wiener Biophysiker Dr. Herbert Schwabl ein, die Leitung zu übernehmen, denn dieser war ebenso vom Thema angetan und erzählt darüber in Reichles Dokumentation. Die erste und wichtigste Rezeptur jener Unterlagen, die Lutz in Händen hielt, stand an 28. Stelle der Liste original tibetischer Kräuterarzneien, was ihr zur heute bekannten Beizeichnung verhalf, und es gab auch schon eine Version der Nr. 179. Den durchschlagenden Erfolg dieser Pflanzenmedizin im Westen sollte Karl Lutz leider nicht mehr erleben. Er starb 1995, doch er bleibt der erste Pionier und Wegbereiter der tibetischen Heilkunde im Westen.
Tibetische Kräutermedizin heute
In einer kurzen Zusammenfassung des langen Weges der Tibetischen Medizin in Richtung Westen, den man auch hier nachvollziehen kann, heißt es zur aktuellen Situation in Ost und West:
„Die Tibetische Medizin ist im Westen noch weit von einer offiziellen Anerkennung entfernt. Nur die wissenschaftliche Erforschung und Dokumentation ihrer Wirksamkeit kann eine solche Anerkennung langfristig sichern. Die Schweiz nimmt diesbezüglich eine Vorreiterstellung ein, indem das schweizerische Heilmittelinstitut, Swissmedic, die komplementärmedizinische Kategorie „Tibetische Heilmittel“ anerkennt.
Im Zentrum für Orientalische Medizin in Ulan Ude (Mongolei) versuchen Tibetische Ärzte neue Wege zu gehen: sie wollen die Pulsdiagnose mittels Computerverfahren simulieren. Wichtigster Standort der Tibetischen Medizin ist und bleibt jedoch das Men-Tsee-Khang Institut im indischen Dharamsala. Seit 2009 wird „Sowa rigpa“, das tibetische Wissen vom Heilen, vom indischen Staat neben der ayurvedischen Medizin offiziell anerkannt.“
Der Weg wurde bereitet und die Zukunft der Tibetischen Medizin im Westen ist nicht nur durch voll ausgebildete Ärzte und Praktiker der Traditionellen Tibetischen Medizin im europäischen Raum zu einem Teil gesichert, sondern auch dank der Motivation eines kleinen Schweizer Unternehmens, das nun seit über 50 Jahren dafür sorgt, dass original tibetische Kräuterrezepturen frei erhältlich sind (in Österreich und der Schweiz wurde das 28. Rezept als völlig naturbelassenes komplexes Arzneimittel aufgrund langer traditioneller Anwendung zugelassen, rezeptfrei erhältlich, eine Schweizer Version ist sogar kassenfähig). Andere Mittel der Padma-Serie können aus rechtlichen Gründen nur als Nahrungsergänzungen auf den westlichen Markt kommen, jedoch sind sie im jeweiligen Wirkungsbereich, der den alten Quellen entspricht, nicht weniger effektiv und können in Eigenregie mit großem Nutzen für die Gesundheitsvorsorge eingesetzt werden. Sie entsprechen immer allen westlichen Qualitätskriterien (GMP-Standard). Die Sorge, diese reinen Pflanzenpulver könnten unerwünschte Stoffe enthalten oder schädlich sein, ist also unbegründet (vorschriftsmäßige Anwendung natürlich vorausgesetzt). Das herstellende Unternehmen weist auch explizit darauf hin, was bei Selbstanwendung und Online-Bezug zu beachten ist – am besten besorgt man diese komplexen Kräuterrezepturen bei einer Apotheke des Vertrauens (vor Ort bzw. online) oder direkt beim Hersteller-Vertrieb des jeweiligen Landes (D, A, CH), wo es oft unterschiedliche Varianten derselben Rezeptur gibt – alle jedoch, wie tibetische Mönchsärzte bestätigen, gleich effektiv. Plagiate tauchen fallweise auf, da die jeweilige Zutatenliste der Mittel ja einsehbar ist, aber es empfiehlt sich, diese zur eigenen Sicherheit zu meiden, da wichtige Standards hier meist nicht überprüfbar sind.
Herz, Gefäße und Entzündungen im Zentrum der Wirksamkeit
Durch lange Pionierarbeit ist es in der Schweiz gelungen, das alte Wissen Tibets – speziell die komplexe Kräutermedizin – dem Westen nutzbringend zugänglich zu machen. Dies in Form reiner, getrockneter Pflanzenpulver (erst als Tabletten, heute in veganen Kapseln). Das genannte Mittel Nr. 28 beruht auf der alten tibetischen Rezeptur „Gabur 25“. Diese „bittere Pille“, mit 20 pflanzlichen Inhaltstoffen plus Naturcampher und Calciumsulfat, entwickelte sich in Europa, aber auch Übersee (USA, Kanada) als Erfolgsmodell, da sie schon bei ersten Tests als hochwirksam bei Herz- und Gefäßschäden bzw. Folgen der Arteriosklerose erwiesen hatte. Bald war sogar von einer „Pille für gestresste Manager“ die Rede, weil sie diese vor den Folgen ihres „heißen“ Lebensstils bewahren könne.
„Tibetisch gesprochen“ haben solche Patienten zu viel „Hitze“ im Blut sowie eine reduzierte Luft-Energie „Lung“. Um die Blutzirkulation wieder anzuregen braucht es also eine kühlende Arznei, die aus denselben Gründen entzündungshemmend wirkt, denn auch Entzündungen sind ein „Hitzeproblem“ des Körpers. Die Rezeptur „Gabur 25“ kann solches leisten. Spätere Untersuchungen belegten klar, dass diese Effekte primär auf den Polyphenolen (Flavonoide, Tannine, Saponine, ätherische Öle etc.) dieser Pflanzenpulver in einer über Jahrhunderte exakt erprobten Mengenkombination beruht.
Tibetische Ärzte arbeiten sehr präzise und erklären immer wieder, dass es darauf ankommt, die pflanzlichen Bestandteile so zu kombinieren, dass unerwünschte Wirkungen ausbleiben, indem jedes Übermaß abgefedert oder ein Mangel ausgeglichen wird. Daher sind diese westlichen, tibetisch inspirierten Kräuterkompositionen („Multicompounds“) bei richtiger Einnahme tatsächlich frei von negativen Effekten – von einer gewissen Reinigungswirkung abgesehen (leichte Übelkeit, Durchfall), die sich in einem belasteten kranken Organismus natürlich ergeben können.
Ein weiterer großer Vorteil der Rezepturen ist ihre Flexibilität, was einen notwendigen Austausch von Bestandteilen angeht. Heute ist diese Möglichkeit besonders aktuell geworden, da manche exotischen Pflanzen immer seltener sind und geschützt werden müssen oder man diese auch im Westen nachhaltig anbauen kann (in der Schweiz z. B. Akelei oder Goldfingerkraut). Auch ist nun in der 28. Originalrezeptur z. B. rotes Sandelholz nicht mehr enthalten, da die Einfuhr der Pflanze aus Indien in die EU verboten und sie am Weltmarkt immer schwieriger zu bekommen ist.
Studien sprechen für sich
2006 ergab u. a. eine an der Universitätsklinik Zürich durchgeführte Meta-Analyse (19 klinische Studien mit 2084 Patienten), dass die Gabe der 28. Padma-Formel für Patienten mit einer Durchblutungsstörung der Beine (PAVK – „Claudicatio intermittens“: Intermittierendes Hinken oder „Schaufensterkrankheit“ – eine signifikante Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bringt und langfristig deren Gesundheit verbessern konnte. Die Verträglichkeit war sehr gut, bis auf leichte Magenprobleme bei 2,5 Prozent der Teilnehmer.
Zuvor hatte etwa eine Praxisbeobachtung und Fallstudie von 15 Schweizer Ärzten mit 147 Patienten gezeigt, wie umfangreich das Wirkprofil dieser „28er-Formel“ eingesetzt werden könnte: In 75 Prozent der Fälle erwies sie sich bei Durchblutungsstörungen der Extremitäten (PAVK), des Herzens und des Gehirns als signifikant nützlich. Erfolge zeigten sich auch bei Muskelkrämpfen, „Ameisenlaufen“ sowie chronisch kalten Füßen. Eine Besserung trat durchschnittlich innerhalb von einem halben bis drei Monaten einer Einnahme auf.
Dazu hier in einem Overview aus 2013.
In der Tat herzerwärmend ist in der Film-Doku von Franz Reichle die kurze Erzählung von „Fritz“, dem wir auf der Schweizer Alm begegnen. Er berichtet mit großer Genugtuung davon, wie er nun dank dieser „28er-Formel“ schon 10 Jahre länger lebt, als die Ärzte ihm das mit seinem schweren Herzproblem vorausgesagt hatten. Die Alm alleine kann es nicht gewesen sein… Zum Film gab es auch ein Buch von Reichle (leider dzt. nur gebraucht).
Gern demnächst mehr über die Forschungsergebnisse, welche sich in den letzten Jahrzehnten zur Tibetischen Medizin im Westen angesammelt haben und den großen Wert, den sie auch angesichts des „Corona-Problems“ künftig haben können. Derzeit sind nach westlichen Standards Präparate (als „Nahrungsergänzungen“) auf dem Markt, die neben dem Thema Durchblutung und Gefäße, die Bereiche Verdauung, Magen, Leber und Galle, Nerven, Gedächtnis und Konzentration, Mobilität und Gelenke oder venöse Störungen abdecken.
Es sei hier zu meinen Texten festhalten, dass ich in keiner finanziellen oder ähnlichen Abhängigkeitsbeziehung zur Herstellerfirma der westlichen Präparate stehe (auch zu keiner anderen). Meine beiden Bücher habe ich aus eigenem Antrieb verfasst (natürlich mit informeller Unterstützung des Unternehmens, das auch Fotomaterial gratis zur Verfügung stellte). Ich setze mich aus tiefer Überzeugung, aber auch Dankbarkeit, als Multiplikatorin für diese Medizin im Westen ein, weil ich weiß, dass sie wirkt. Und weil am Ende sie es war, die mich nach meinen schweren gesundheitlichen Problemen, ausgelöst durch eine Impfung (natürlich offiziell ignoriert) aus diesem entsetzlichen Zustand mit Drehschwindel, extremen Blutdruckspitzen, stärksten Kopfschmerzen und Tinnitus herausholen konnte. Ich erzähle darüber in meinem zweiten Buch (Synergia 2021).
Bücher und Infos:
Gabriele Feyerer: Padma 28 – Tibetische Naturmedizin für Körper und Geist. 9. aktualisierte Auflage 2018. Windpferd / nun bacopa Verlag (Grundlagenwerk zur TM)
Aktuelles Adressverzeichnis zur TM hier zum Download (ist nicht im Buch enthalten!)
Gabriele Feyerer: Padma. Die Kraft tibetischer Pflanzenmedizin. Heilkunst für ein neues Jahrtausend. Synergia Verlag 2021 (Folgewerk zu Padma 28 – Infos zu allen Mitteln – auch als e-book).
Thomas Dunkenberger: Heilsubstanzen und Rezepturen der Tibetischen Medizin: Naturheilkunde vom Dach der Welt. Windpferd / nun bacopa 2019
Aleksej Zasuhin: Moderne Tibetische Medizin: Praktisches Heilwissen für weitverbreitete Beschwerden und Krankheiten. Knaur MensSana HC 2015
Franz Reichle:
http://www.franzreichle.ch/#DasWissenvomHeilen
Die Paracelsus-Akademie über TM:
https://www.paracelsus.de/magazin/ausgabe/201004/die-sanfte-medizin-tibets
Beispiel, wie ein traditioneller Arzt der Tibetischen Medizin arbeitet und sich „fortbildet“:
Achmi Lobsang Tsultrim – Ladakh Amchi Project
https://www.youtube.com/watch?v=SuEAslov8Co&t=14s
Lernen aus alten Büchern: Tibetische Medizin – ihr Weg nach Westen